Einmal pro Woche informiert die Commodity Futures Trading Commission, wie sich an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) bei Silber-Futures die Stimmung verändert hat. Auf der einen Seite erfahren Anleger, wie sich auf Wochensicht das allgemeine Interesse an Silber-Futures entwickelt hat. Erkennbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte, dem sogenannten Open Interest. Zur Erinnerung: Ein Silber-Future bewegt den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber - zumindest auf dem Papier. Zum anderen zeigt der Commitments of Traders-Report aber vor allem auf, wie sich unter kommerzieller Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht die Stimmungen verändert haben. Daraus lässt sich dann erkennen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 8. August ging es mit dem Interesse an Silber-Futures spürbar bergab. Auf Wochensicht reduzierte sich nämlich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 207.258 auf 195.163 Futures (-5,8 Prozent). Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten kam es zu einem marginalen Rückgang von 39.667 auf 39.561 Futures (-0,3 Prozent), was allerdings von völlig konträren Stimmungstendenzen unter großen und kleinen Terminspekulanten ausgelöst worden war - Großspekulanten sind auf Wochensicht nämlich optimistischer und Kleinspekulanten skeptischer geworden.

Große Terminspekulanten fielen dadurch auf, dass sie ihre Short-Seite im Berichtszeitraum erheblich stärker zurückgefahren als ihr Long-Exposure. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 30.759 auf 33.864 Kontrakte (+10,1 Prozent) kräftig erhöht. Unter den Kleinspekulanten hat hingegen die Skepsis zugenommen. Deren Netto-Long-Position ermäßigte sich von 8.908 auf 5.697 Kontrakte (-36,0 Prozent) recht deutlich. Unter charttechnischen Aspekten hat sich im August die Lage bei Silber dennoch deutlich aufgehellt, schließlich laboriert das Edelmetall aktuell an einem Ausbruch aus dem kurzfristigen Abwärtstrend und am Überwinden der 200-Tage-Linie. Beides gilt in der Chartlehre als Kaufsignal.

Auf Seite 2: Silber hinkt Gold hinterher

In diesem Jahr folgte der Silberpreis seinem "großen Bruder Gold" relativ zuverlässig. Beide Edelmetalle erzielten seit dem Jahreswechsel auf Dollarbasis eine Performance von elf bzw. über neun Prozent. Problem dabei: Normalerweise folgt das mit großem Abstand günstigste Edelmetall Silber dem Goldpreis mit einer signifikanten Hebelwirkung. Angesichts dieser ausgebliebenen Gesetzmäßigkeit und der Tatsache, dass andere Industriemetalle wie zum Beispiel Kupfer und Aluminium in den vergangenen vier Wochen deutlich stärker gefragt waren als das in diversen Industriesektoren ebenfalls benötigte Silber, verfügt letztgenanntes nun möglicherweise über Nachholpotenzial.

Diese These wird auch dadurch unterstützt, dass das Gold/Silber-Ratio (aktuell: 75,8) derzeit seinen Mittelwert der vergangenen Jahre erheblich überschreitet. Diese Kennzahl zeigt auf, wieviel Feinunzen Silber man benötigt, um eine Feinunze Gold zu kaufen. Ein hoher Wert legt den Schluss nahe, dass Silber - im Vergleich zu Gold - als attraktivere Investmentalternative gilt. Historisch betrachtet folgte auf solche Phasen häufig eine Outperformance des Silberpreises. In den vergangenen zehn Jahren schwankte das Gold/Silber-Verhältnis zwischen 30 und 88. Das jüngste Mehrjahreshoch war mit ungefähr 88 Anfang 2016 erzielt worden. Danach rutschte der Indikator bis Herbst 2016 wieder auf 62 ab. Während dieses Zeitraums erzielte der Silberpreis in der Spitze eine Performance von fast 50 Prozent, während Gold auf ein Plus von "lediglich" 30 Prozent kam. Wichtig: Diese Kennzahl sollte nur von Anlegern genutzt werden, die grundsätzlich steigende Edelmetallpreise erwarten, schließlich würde man während eines Abwärtstrends keinen Gewinn erzielen und hätte bei einer Outperformance von Silber lediglich weniger verloren als bei Gold.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.