Der wöchentliche Stimmungsbericht der Commodity Futures Trading Commission zeigt einmal pro Woche an, wie sich an den Terminmärkten die Long- und Short-Positionen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) der verschiedenen Rohstoffe und Edelmetall verändert haben. Für Silberinvestoren ist diese Information sehr interessant, da sie erfahren, wie optimistisch bzw. pessimistisch die unterschiedlichen Marktakteure gestimmt sind.

Der Open Interest, also die Anzahl offener Silber-Futures, ist in der Woche zum 19. Juli von 214.617 auf ein neues Rekordhoch von 219.206 Futures (+2,1 Prozent) geklettert. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten wurde ebenfalls ein neues Allzeithoch markiert. Mit ihr ging es nämlich innerhalb einer Woche von 100.120 auf 106.255 Kontrakte (+6,1 Prozent) nach oben. Dies war allerdings in erster Linie auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen.

Sie haben ihre Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 87.652 auf 94.390 Kontrakte (+7,7 Prozent) kräftig aufgestockt, wobei vor allem die um über 6.000 Futures ausgebaute Long-Seite hierfür verantwortlich war. Kleinspekulanten sind auf Wochensicht hingegen skeptischer geworden. Deren Netto-Long-Position nahm von 12.468 auf 11.865 Kontrakte (-4,8 Prozent) ab. Wichtig: In der Vergangenheit mahnte ein ungewöhnlich starker Optimismus unter den spekulativen Marktakteuren häufig zur Vorsicht, weil darauf immer wieder mitunter kräftige Verkaufswellen folgten. 2015 gab es davon insgesamt drei.

Auf Seite 2: American-Silver-Eagles nicht mehr rationiert In der vergangenen Woche beendete die Münzprägeanstalt US Mint die Rationierung von American-Eagles-Silbermünzen. Das heißt: Die Nachfrage der authorisierten Käufer (gewerbliche Käufer, keine Privatanleger) wird nun wieder komplett gestillt. Die diesjährige Ausgabe der weltweit besonders rege gehandelten Silbermünze war seit Erscheinen am 11. Januar rationiert worden. Weil sich das Interesse an Silbermünzen im Juni und Juli aber spürbar beruhigt hat, wurden die Beschlüsse zur beschränkten Auslieferung wieder aufgehoben. Während im Januar fast sechs Millionen Silver-Eagles verkauft wurden, schrumpfte der Absatz im Juni auf 2,84 Millionen und im Juli auf 1,2 Millionen (Stand: 22.07.2016). Trotz der rasanten Silberrally verlief das Silbermünzen-Geschäft der US Mint ausgesprochen erfreulich, schließlich lieferte man mit 27,44 Millionen Feinunzen mehr als in der vergleichbaren Vorjahresperiode aus. Möglicherweise hat das im ersten Halbjahr zu beobachtende Anziehen des Silberpreises um mehr als 40 Prozent die Nachfrage wieder normalisiert.

Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Silberpreis aktuell in einer prekären Lage. Einerseits generierte zum Beispiel der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit dem Unterschreiten der Marke von 70 Prozent in der vergangenen Woche ein klares Verkaufssignal. Andererseits kann man ihm weiterhin ein hohes Maß an Widerstandskraft attestieren. Der im ersten Quartal erfolgte Ausbruch aus dem seit über drei Jahren zu beobachtenden Abwärtstrend haben Investoren als starkes Trendwechselsignal interpretiert. An dessen Gültigkeit hat sich trotz der jüngsten Korrekturphase rein gar nichts geändert. Um die Marke von 20 Dollar verläuft eine wichtige Unterstützungszone. Sollte diese nicht nachhaltig verletzt werden, gibt es unter charttechnischen Aspekten keinen Grund, auch nur eine Feinunze aus der Hand zu geben.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.