Der am Freitagabend von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission veröffentlichte Commitments of Traders-Report war diesbezüglich eindeutig. Im wöchentlichen Rhythmus erfahren die Marktakteure wie sich unter den kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) die Stimmung entwickelt hat. Seit dem Jahreswechsel hat sich das allgemeine Interesse - welches man an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen kann - von 68.450 auf 99.774 Kontrakte (+45,8 Prozent) erhöht.

Mit der kumulierten Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) großer und kleiner Terminspekulanten ging es in den ersten vier Monaten noch deutlicher bergauf. Sie hat sich nämlich bis zum 26. April von 29.878 auf 91.302 Kontrakte (+206 Prozent) mehr als verdreifacht. Dies stellte ein neues Rekordhoch dar. Eine stark wachsende Zuversicht war sowohl unter großen als auch unter kleinen Terminspekulanten zu beobachten.

So haben im Jahr 2016 zum Beispiel Großspekulanten ihre Netto-Long-Position von 20.704 auf 78.773 Kontrakte (+280 Prozent) besonders deutlich nach oben gefahren. Mit dem Optimismus der Kleinspekulanten ging es im Berichtszeitraum hingegen deutlich weniger dynamisch bergauf. Ihre Netto-Long-Position verzeichnete seit dem Jahreswechsel "lediglich" einen Anstieg von 9.174 auf 12.529 Futures (+36,6 Prozent). Sollte sich an den Terminmärkten die Stimmung der spekulativen Marktakteure nicht nachhaltig verschlechtern, stehen die Chancen auf einen nachhaltigen Trendwechsel nach oben recht gut.

Auf Seite 2: Silber auf der Überholspur Mit Blick auf die Performance hinkte der Silberpreis seinem "großen Bruder Gold" in den ersten drei Monaten 2016 deutlich hinterher. Im April wurde diese Underperformance auf einen Schlag beendet. Mittlerweile weist Silber ein Jahresplus von 28 Prozent aus und übertrifft damit die Goldperformance (+13 Prozent) recht deutlich. Im Zuge dieser Entwicklung gab es einen regelrechten Einbruch des Gold/Silber-Ratios zu vermelden. Waren im ersten Quartal zeitweise über 82 Feinunzen Silber zum Kauf von einer Feinunze Gold nötig, brach dieses Verhältnis im April auf aktuell 72 ein. Zur Erinnerung: In den vergangenen beiden Jahrzehnten bewegte sich dieses Verhältnis meist unter 70. Auf Basis der aktuellen Marktdaten würde ein Gold/Silber-Verhältnis von 60 einen Silberpreis von 21,5 Dollar und ein Ratio von 50 sogar einen Wert von 25,80 Dollar implizieren.

Aus charttechnischer Sicht haben sich mit der jüngsten Kursrally des Silberpreises die Perspektiven des Edelmetalls spürbar aufgehellt. Mit dem im April zu beobachtenden Kurssprung von 15 auf über 17 Dollar kam es nämlich zu einem Ausbruch aus dem mehrjährigen Abwärtstrend. Zugleich drehte die langfristige 200-Tage-Linie nach oben. Beides interpretieren Chartisten als Trendwechselsignal, wodurch sich erhebliches Nachholpotenzial eröffnet, schließlich kostete eine Feinunze Silber vor genau fünf Jahren fast 50 Dollar.

Getragen wurde der Silberpreis von einer breiten Nachfrage an den Terminmärkten, im ETF-Sektor sowie im Bullionsegment. Letzteres lässt sich zum Beispiel am deutlich gestiegenen Absatz von American-Eagles-Silbermünzen der US Mint ablesen. Von Januar bis April lieferte die nationale Münzprägeanstalt der USA insgesamt 18,9 Millionen American-Silver-Eagles aus und übertraf damit den vergleichbaren Vorjahreswert um 26,8 Prozent. Sollte die seit dem Jahreswechsel registrierte Nachfrage unvermindert anhalten, würde sich hochgerechnet auf das Gesamtjahr ein Münzabsatz in Höhe von 56,7 Millionen einstellen. Damit würden die US-Amerikaner den Rekordwert des Vorjahres um 20,6 Prozent übertreffen. Offensichtlich herrscht selbst in den USA trotz der signifikanten Erholung der Aktienmärkte weiterhin eine ausgeprägte Risikoaversion und ein daraus resultierender Bedarf an Krisenschutz in Form von Sachwerten wie Silber.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.