Einmal pro Woche meldet die Commodity Futures Trading Commission auf Basis der Daten vom Dienstag, wie sich unter den kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) die jeweiligen Long- bzw. Short-Positionen verändert haben. Der Saldo beider Seiten zeigt dann an, ob in der jeweiligen Gruppe von Marktakteuren überwiegend Optimismus (netto long) oder Pessimismus (netto short) dominiert. Vor dem Brexit-Votum der Briten waren sich große und kleine Terminspekulanten extrem uneinig.

Bei allgemein gestiegenem Interesse an Silber-Futures - ablesbar am auf Wochensicht von 199.111 auf 205.618 Futures gestiegenen Open Interest - entwickelten sich die Stimmungstendenzen großer und kleiner Spekulanten eindeutig gegensätzlich. So haben zum Beispiel Großspekulanten ihre Netto-Long-Position in der Woche zum 21. Juni von 69.639 auf 80.243 Kontrakte (+15,2 Prozent) deutlich nach oben gefahren, was vor allem auf den massiven Ausbau der Long-Seite bei gleichzeitiger Reduktion des Short-Exposure zurückzuführen war.

Kleinspekulanten sind auf Wochensicht hingegen erheblich skeptischer geworden. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich im Berichtszeitraum spürbar reduziert, was in erster Linie durch die massive Reduktion des Long-Engagements ausgelöst wurde. Bei der Netto-Long-Position machte sich dies in einem kräftigen Rückgang von 12.105 auf 9.693 Kontrakte (-20,0 Prozent) bemerkbar. Insgesamt hat sich der Optimismus unter sämtlichen Terminspekulanten innerhalb einer Woche verstärkt und befindet sich auf dem höchsten Niveau seit sechs Wochen. Diese Tendenz dürfte sich seit Freitag eher verstärkt als abgeschwächt haben.

Auf Seite 2: Deutsche halten kaum physisches Silber Laut einer vom Edelmetallhändler pro aurum beauftragten und vom Meinungsforschungsinstitut forsa bundesweit durchgeführten repräsentativen Umfrage halten die Deutschen trotz der jüngsten Preisrally derzeit wenig Silber in Form von Münzen und Barren. Unter 14 zur Auswahl gestandenen Formen der Geldanlage gaben lediglich zwei Prozent (2015: fünf Prozent) der Befragten an, Silberbarren oder -münzen zu besitzen. Damit bildete physisches Silber das Schlusslicht unter sämtlichen Anlagealternativen. Ähnlich "verpönt" waren Kunstgegenstände, Anleihen und Zertifikate, die jeweils auf drei Prozent kamen. Jeweils mehr als ein Viertel besitzen hingegen Lebensversicherungen (31 Prozent), Bausparverträge bzw. -pläne (31 Prozent) und Immobilien (27 Prozent). So richtig scheint der kleine Bruder von Gold bei Privatanlegern noch nicht angekommen zu sein.

Bei der US Mint, der nationalen Münzprägeanstalt der USA, laufen in diesem Jahr die Verkäufe der American-Silver-Eagles hingegen ausgesprochen rund. Seit dem Jahreswechsel wurden bislang 25,3 Millionen Feinunzen verkauft. Damit wurde der im ersten Halbjahr 2015 erzielte Wert in Höhe von 21,79 Millionen Feinunzen um über 16 Prozent übertroffen. Die Chancen auf ein neues Rekordjahr stehen somit ausgesprochen gut. Nur zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr wanderten American-Silver-Eagles im Feingewicht von 47 Millionen Feinunzen Silber in den Besitz besorgter US-Amerikaner. Dieser Trend scheint sich unter Deutschen möglicherweise noch nicht herumgesprochen zu haben.

Aus charttechnischer Sicht gelang dem Silberpreis in diesem Jahr der Ausbruch aus dem seit drei Jahren zu beobachtenden Abwärtstrendkanal. Außerdem drehte im April die 200-Tage-Linie nach oben - beides gilt in der Chartlehre als Trendwechselsignal. Mittlerweile wird die charttechnische Luft für Silber aber zusehends dünner. Grund: Im Bereich um die Marke von 18 Dollar verläuft eine markante Widerstandszone. 2016 scheiterte das Edelmetall Ende April an dieser Hürde, im Jahr zuvor scheiterte es zweimal. Derzeit deutet bei Silber wenig auf eine "Bullenfalle" hin. Das charttechnische Risiko würde aber zunehmen, falls die bei 15,50 Dollar verlaufende 200-Tage-Linie nachhaltig verletzt wird. Aktuell notiert Silber aber rund 14 Prozent darüber.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.