Keine nennenswerten Veränderungen gab es beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures zu vermelden. In der Woche zum 29. Juni stellte sich bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) nämlich ein marginales Minus von 453.900 auf 453.400 Futures (-0,1 Prozent) ein. Während sich unter großen Terminspekulanten (Non-Commercials) die Stimmung lediglich leicht eingetrübt hat, war unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) ein markanter Verkaufsdruck auszumachen. Summa summarum war die Verkaufswelle der Vorwoche aber um einiges heftiger ausgefallen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) der spekulativen Marktakteure war innerhalb einer Woche ein Rückgang von 202.400 auf 195.100 Kontrakte (-3,6 Prozent) registriert worden. Dies stellte den niedrigsten Wert seit drei Monaten dar. Beim Goldpreis führte dies während des Berichtszeitraums (22. bis 29. Juni) zu einem Minus um ein Prozent. Nur zur Erinnerung: Die in der Woche zuvor registrierte Verkaufswelle generierte noch einen Wochenverlust von über vier Prozent.

Hauptverantwortlich für den nachlassenden Optimismus an den Terminmärkten waren diesmal Kleinspekulanten. Weil sie ihr Long-Engagement um 2.100 Futures reduziert und zugleich ihre Short-Seite um über 1.200 Kontrakte verstärkt haben, reduzierte sich deren Netto-Long-Position von 36.200 auf 32.900 Futures (-9,1 Prozent). Unter den Großspekulanten trübte sich die Stimmung etwas weniger heftig ein. Hier gab es bei der Netto-Long-Position nämlich lediglich ein Wochenminus von 166.200 auf 162.200 Futures (-2,4 Prozent) zu beobachten.

Goldchart: Mini-Rebound nach Absacker


Das erste Halbjahr verlief für den Goldpreis alles andere als erfreulich. Nachdem die Krisenwährung in den Jahren 2019 und 2020 auf Dollarbasis Kursgewinne von 18,9 bzw. 24,6 Prozent erzielt hatte, scheint sie sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres erst einmal eine Auszeit zu gönnen. Während im Mai mit 7,7 Prozent der stärkste Monatsgewinn seit Juli 2020 verbucht wurde, erwies sich der Juni-Verlust in Höhe von 7,1 Prozent als schwächster Monat seit November 2016. Der gestiegene Risikoappetit der Investoren, der sich unter anderem an den Allzeithochs deutscher und US-amerikanischer Leitindizes ablesen lässt, hat im Gegenzug das Interesse an Gold erheblich geschwächt.

Maßgeblich verantwortlich waren für diesen Negativtrend vor allem die massiven Abflüsse im ETF-Sektor. Weltweit haben sich die Goldbestände physisch hinterlegter Goldprodukte bis zum 25. Juni per Saldo nämlich um 144,2 Tonnen reduziert, wobei der Löwenanteil der Goldabflüsse in Nordamerika (minus 134,8 Tonnen) registriert worden war, gefolgt von Europa (minus 22,8 Tonnen). Asien verzeichnete hingegen im ETF-Marktsegment einen Anstieg der gehaltenen Goldmengen um immerhin 13,9 Tonnen. Insbesondere in den USA vertrauen Anleger offensichtlich weiterhin auf die "unendliche Erfolgsgeschichte von Aktien" und die "heilenden Hände der Fed". Weil sie auf ihrer jüngsten Sitzung Mitte Juni Hinweise auf erste Zinserhöhungen gegen Ende 2023 - und damit früher als erwartet - geliefert hat, setzten beim gelben Edelmetall signifikante Gewinnmitnahmen ein.

Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von über 70 Prozent an, dass wir bereits im Dezember 2022 höhere Zinsen als heute sehen werden, nachdem vor einem Monat hier lediglich ein Wert von 60 Prozent angezeigt worden war. Die alte Börsenweisheit, dass steigende Zinsen aufgrund der höheren Opportunitätskosten (Zinsverzicht) dem Goldpreis schaden, sollte aber mit Vorsicht genossen werden. Eine solche Gesetzmäßigkeit trifft nämlich in erster Linie in Phasen positiver Realzinsen zu. Da gegenwärtig die Inflation deutlich höher als die Renditen von Staatsanleihen bester Bonität ausfallen, kann man dieses vermeintliche Verkaufsargument getrost vernachlässigen.