Dieser informierte die Goldmarktakteure, welche Trends und Stimmungen bei Gold-Futures diesmal zu beobachten waren. Er zeigt zum Beispiel auf, wie sich auf Wochensicht das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Dies lässt sich durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) sehr schnell erkennen. Besonders interessant wird das wöchentliche Update aber durch die Möglichkeit, konkrete Stimmungsveränderungen diverser Gruppen von Marktakteuren zu erkennen und zu interpretieren. Einmal pro Woche erfahren Goldinteressierte, wie sich die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Dies lässt dann Rückschlüsse zu, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 7. November war beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures ein leichter Anstieg gemeldet worden. Auf Wochensicht stieg die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 531.900 auf 536.800 Futures (+0,9 Prozent), den höchsten Stand seit Ende September. Ein bisschen dynamischer ging es mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten bergauf. Sie hat sich nämlich von 210.600 auf 215.300 Futures (+2,2 Prozent) erhöht. Große Terminspekulanten haben ihre Netto-Long-Position im Berichtszeitraum von 193.100 auf 195.800 Kontrakte (+1,4 Prozent) erhöht, während bei kleinen Terminspekulanten per Saldo ein kräftiges Plus von 17.600 auf 19.500 Futures (+10,8 Prozent) registriert worden war. Fazit: Von überdurchschnittlich starken Stimmungsschwankungen kann man an den Terminmärkten derzeit eher nicht sprechen.

Auf Seite 2: World Gold Council meldet schwaches Quartal

Am vergangenen Donnerstag veröffentlichte der World Gold Council, ein internationaler Unternehmensverband aus 23 bedeutenden Goldminenunternehmen, seine globale Marktanalyse "Gold Demand Trends" für das dritte Quartal 2017. Diese wies sowohl mit Blick auf die Nachfrage als auch hinsichtlich des Angebots überwiegend negative Vorzeichen aus. Insgesamt kam es bei der Goldnachfrage auf Jahressicht zu einem Rückgang um neun Prozent auf 915 Tonnen. Beim globalen Angebot fiel das Minus erheblich geringer aus. Die Summe aus der Minenförderung (Primärproduktion) und dem Recyclingsektor (Sekundärproduktion) - bereinigt um Hedgingtransaktionen der Goldproduzenten - ermäßigte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um zwei Prozent auf 1.146,4 Tonnen. Der größte Teil des Angebotsrückgangs war mit fast 20 auf 315,4 Tonnen beim Recyceln von Altgold registriert worden, während Goldminen ihre Förderung in Q3 lediglich um 10,8 auf 841,0 Tonnen zurückgefahren haben.

Für das markante Nachfrageminus war vor allem ein Land maßgeblich verantwortlich: Indien. So wies der World Gold Council bspw. darauf hin, dass die indische Schmucknachfrage um 25 Prozent auf 114,9 Tonnen zurückging, was dem globalen Schmucksektor einen Rückgang um drei Prozent auf 478,7 Tonnen beschert hat. Eine ähnliche Marktentwicklung war im Segment Barren & Münzen zu beobachten. Hier nahm der indische Goldappetit um 23 Prozent auf 31,0 Tonnen ab. Dank eines starken Booms in China, wo ein Zuwachs um 57 Prozent auf 64,3 Tonnen verbucht wurde, wies dieses Marktsegment insgesamt eine um 17 Prozent auf 222,3 Tonnen gestiegene Nachfrage aus. Weil aber die Zuflüsse physisch besicherter Gold-ETFs von 144,3 Tonnen (Q3 2016) auf 18,9 Tonnen regelrecht kollabiert sind, musste der Investmentsektor insgesamt ein Minus von 28 Prozent auf 241,2 Tonnen hinnehmen. Fazit: Angesichts neuer Rekorde bei wichtigen Aktienindizes sollten die "Gold Demand Trends" nicht überinterpretiert werden. Dass ein starkes Interesse an Krisenschutz besteht zeigt vor allem die enorme Volatilität und die Rekordlaune der Kryptowährung Bitcoin.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.