In der Regel freitags erfahren Anleger von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), welche Trends an den Terminmärkten bei Gold-Futures auf Wochensicht registriert wurden. Aus diesem sogenannten Commitments of Traders-Report lässt sich dann unter anderem erkennen, ob das allgemeine Interesse an Gold-Futures zugenommen oder nachgelassen hat. Dies kommt in der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck. Noch stärker interessieren sich die Beobachter an den Goldmärkten aber für eine andere Frage: Wie haben sich kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) im Vergleich zur Vorwoche positioniert. Dadurch können sie dann ablesen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist und daraus wichtige Rückschlüsse für die Bewertung des Marktsentiments ziehen.

In der Woche zum 4. Juli war an den Terminmärkten bei Gold-Futures erneut erheblicher Verkaufsdruck unter Terminspekulanten auszumachen. Am Freitagabend meldete die CFTC zwar einen leichten Anstieg bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 453.144 auf 457.201 Futures (+0,9 Prozent), der Optimismus der Terminspekulanten geriet dabei aber massiv unter die Räder. So brach die Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten regelrecht ein und musste das höchste Wochenminus seit Dezember 2015 hinnehmen. Auf Wochensicht war ein Minus von 149.863 auf 107.226 Futures (-28,8 Prozent) zu beklagen. Zur Erinnerung: Vor zehn Wochen entsprach sie mit 214.580 Futures noch dem Doppelten. Innerhalb einer Woche haben allein große Terminspekulanten ihre Long-Seite um fast 15.000 Kontrakte reduziert, während das Short-Exposure um rund 23.000 Futures nach oben gefahren wurde. Dies ließ die Netto-Long-Position von 131.672 auf 93.799 Kontrakte (-28,8 Prozent) besonders stark einbrechen. Kleinspekulanten sind ebenfalls skeptischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 18.191 auf 13.427 Futures (-26,2 Prozent) reduziert.

Auf Seite 2: Goldpreis charttechnisch erheblich angeschlagen

Im Juni musste der Goldpreis mit minus 2,7 Prozent den ersten Monatsverlust des Jahres 2017 hinnehmen. Dadurch hat sich die charttechnische Lage erheblich eingetrübt. Zum einen, weil die im Bereich von 1.240 Dollar angesiedelte Unterstützung nicht gehalten hat und zum anderen, weil Ende Juni die langfristige 200-Tage-Linie massiv verletzt wurde und dadurch ein klares Verkaufssignal ausgelöst wurde. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Durchschnittslinie seit Dezember in einem Abwärtstrend bewegt, was Chartisten als negativen Begleitumstand interpretieren. Mit aktuell 31 Prozent steht der Timingindikator kurz davor, die überverkaufte Zone (< 30 Prozent) zu erreichen. Ein Kaufsignal entstünde beim Überwinden der 30-Prozent-Marke. Im Dezember und im Mai verteuerte sich das gelbe Edelmetall nach solchen Signalen um in der Spitze 140 bzw. 70 Dollar.

Einen starken Einfluss auf den Goldpreis übt neben den Terminmärkten auch der Handel mit physisch hinterlegten Goldprodukten aus. Insbesondere Xetra-Gold erfreute sich seit dem Jahreswechsel einer deutlich gestiegenen Nachfrage. In Deutschland gilt das Wertpapier als absolutes Blockbusterprodukt und ist sowohl unter privaten als auch unter institutionellen Anlegern extrem beliebt. So hat sich dessen gehaltene Goldmenge seit dem Jahreswechsel von 117,59 auf das Rekordniveau auf 168,3 Tonnen erhöht (+43,1 Prozent). Damit übertraf das von der Deutsche Börse Commodities GmbH vor fast zehn Jahren lancierte Produkt sogar die Zuflüsse beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares. Hier war im selben Zeitraum "lediglich" ein Zuwachs von 822,17 auf 835,35 Tonnen (+1,6 Prozent) registriert worden. Offensichtlich bereitet uns Deutschen die krisenreiche Gemengelage mehr Sorgen als den US-Amerikanern.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.