Vor allem die deutschen Aktien stehen im Blick, weil hiesige Firmen von einer Verschlechterung der Beziehungen zu Russland besonders stark betroffen wären. Am Derivatemarkt sichern sich viele besonders gegen einen Kursrutsch des Dax ab. Die Nachfrage nach entsprechenden Optionsgeschäften sei wegen der Situation in der Ukraine so stark gestiegen wie bei keinem anderen europäischen Index, sagte die Derivateexpertin Delphine Leblond-Limpalaer von Societe Generale Corporate & Investment Banking.

Bereits im kommenden Monat könnte es nach Einschätzung von Investoren kräftig bergab gehen. Das zeigen Daten auf der Internetseite der Terminbörse Eurex. Dort zogen die Wetten auf einen sinkenden Dax in jüngster Zeit deutlich an: Die gehandelten Verkaufsoptionen (Puts) auf den deutschen Leitindex überwiegen bei weitem die Kaufoptionen (Calls). Zu Monatsbeginn gab es 3,13 mal so viele Puts wie Calls für Kontrakte mit Fälligkeit im März. Anfang Februar waren es lediglich 1,47 mal so viele gewesen. Bei den Dax-Optionen, die im April ablaufen, stieg der Quotient vergangene Woche immerhin auf 1,60 von 1,35.

Die Investoren befürchten, dass die faktische Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim zu Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland führt, das dann seinerseits mit Handelseinschränkungen reagieren dürfte. Leidtragende wären auch deutsche Unternehmen, für die Russland ein wichtiger Absatzmarkt ist. Unter den großen Konzernen machen sich etwa Adidas, Henkel und Metro erhebliche Sorgen.

Am Aktienmarkt kann bisher von Panik keine Rede sein. Der Dax lag zuletzt nur rund drei Prozent unter seinem Ende Januar markierten Rekordhoch von 9794,05 Punkten. Doch aus Sicht mancher Börsenprofis könnte sich eine Trendwende anbahnen. "Nach der jüngsten Aktienrally zeigen sich Anzeichen einer Ermüdung", sagte Luca Paolini von Pictet Asset Management. "Die Ukraine-Krise könnte sich als Auslöser einer Marktkorrektur erweisen."

Reuters