Das war ein echter Crash! Mitte Oktober rauschte die Aktie von Leoni 37 Prozent nach unten - und zwar an nur einem einzigen Tag. Der Grund für das Kursdesaster war die Gewinnwarnung zum dritten Quartal. Zwar soll der Umsatz des MDAX-Mitglieds in diesem Jahr wie bisher angekündigt von 4,1 auf 4,3 Milliarden Euro steigen, doch das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll dabei nicht mehr wie bisher erwartet bei 200 Millionen Euro liegen, sondern wohl deutlich tiefer.

Immerhin wurden vor zwei Wochen für das operative Ergebnis im dritten Quartal nur etwa 30 Millionen Euro genannt, und das wären zur Erreichung der bisherigen 200-Millionen-Prognose weit weniger als die dafür erforderlichen etwa 50 Millionen Euro gewesen.

War das schon ein herber Rückschlag, so sieht der Ausblick für 2016 vergleichsweise noch schlechter aus. Der Umsatz beim Autozulieferer soll mit rund 4,6 Milliarden Euro unter dem bisherigen Ziel von 4,8 Milliarden Euro liegen, und der Gewinn dürfte gleichzeitig weit niedriger ausfallen als bisher geplant. Der Spezialist für Kabel und Netzwerke für Autos rechnet jetzt nicht mehr mit einer operativen Marge von sieben Prozent, sondern kalkuliert mit "deutlich" weniger.

Der Grund für die eingetrübte Stimmung waren unter anderem eine fallende Effizienz und erhöhter Aufwand im dritten Quartal. Dazu kamen das vorzeitige Auslaufen margenstarker Projekte und Verzögerungen bei der Zielerreichung bereits erfolgter Effizienzmaßnahmen.

Für nächstes Jahr rechnet Leoni neben den genannten negativen Effekten mit einer fallenden Nachfrage wegen der verschlechterten Rahmenbedingungen in China und Russland. Zu guter Letzt scheint ein Umsatzvolumen unter Plan bei Kunden in den USA hinzuzukommen.

Zusammen mit den China-Sorgen und dem VW-Skandal war das dann doch einfach zu viel für Anleger - der Ausverkauf bei Leoni vor zwei Wochen ist gut verständlich. Allerdings scheinen viele Börsianer nicht mehr so wirklich nachzurechnen. Angenommen die Nürnberger schaffen nun bei einem Umsatz von 4,6 Milliarden Euro - das sind rund 15 Prozent mehr als 2014 - nicht eine operative Marge von rund sieben Prozent, sondern zum Beispiel "nur" die 2014er-Marge von 4,4 Prozent, dann sollte der Gewinn bei Leoni im nächsten Jahr über dem 2014er-Ergebnis liegen. Und das waren im vergangenen Jahr immerhin 3,51 Euro je Aktie. Dabei war 2014 nicht ein einmaliges Glanzjahr, sondern es gab auch hier schon Belastungen durch Anlaufkosten für neue Projekte. Steigt der Umsatz nun 2016 im Vergleich zu 2014 um 15 Prozent, könnte bei gleicher Marge ein Ergebnis im Bereich von rund 4,0 Euro je Aktie drin sein. Mit einem 9er-KGV wäre Leoni da ohnehin wegen seiner exzellenten Marktstellung nicht teuer. Da kommt aber zusätzlich Gewinnphantasie aus bereits abgeschlossenen und nun wahrscheinlich noch bevorstehenden Effizienzmaßnahmen hinzu.

Auf Seite 2: So können sich Anleger vor den Neunmonatszahlen positionieren





Am 10. November werden die Neunmonatszahlen präsentiert. Ist Leoni mit einem KBV von 1,3 mittelfristig ohnehin attraktiv, so besteht damit schon kurzfristig Kursphantasie. Denn möglicherweise erscheint zunehmen mehr Anlegern der massive Einbruch Mitte Oktober als übertrieben. Konkretisiert das Leoni-Management nun den Ausblick, könnte ein guter Teil des Oktober-Crashs ausgeglichen werden.

Basiswert: Leoni AG

Produkt: Knock-out Call

ISIN: DE000PB0GXL5

Emittent: BNP Paribas

Laufzeit: endlos

Basispreis: 32,1188 Euro

Knock-out: 32,1188 Euro

Bezugsverhältnis: 10:1 Hebel: 6,5