Graues T-Shirt und Jeans. Mark Zuckerberg mag’s beim Outfit schlicht. Doch was so bescheiden scheint, ist alles andere als günstig. Der Multimilliardär und Facebook-Gründer ordert seine Shirts in Italien - bei Brunello Cucinelli. Rund 400 Dollar kostet das handgenähte Stück. Wieso man für ein T-Shirt so viel Geld hinlegt? Gründer und Firmenchef Brunello Cucinelli zitiert eine italienische Redewendung: Ein Produkt ist entweder teuer oder wertvoll. Keine Frage in welche Kategorie die Luxusklamotten aus Umbrien zählen.

Kaschmir, Seide, feiner Zwirn und die mitgelieferten Werte ziehen immer mehr Käufer an. Dabei geht es Cucinelli nicht um den schnellen Profit. Als ihn kürzlich ein Hedgefonds-Manager in New York nach den Zahlen in drei Monaten fragte, antwortete der eloquente Patron: Mich interessieren nicht drei Monate, sondern drei Jahre, dreißig Jahre, 300 Jahre. Der 65-Jährige ist ein Bewahrer und trifft mit diesem "humanen Kapitalismus" den Nerv der Zeit: Produkte, die man nicht gleich wieder wegwirft, Ressourcen schonen, die Besinnung auf handwerkliche Tradition und eine faire Bezahlung der Mitarbeiter. Die Firma sieht er als Instrument, die in jungen Jahren gesteckten Ziele, keinen Schaden an Menschen, Tieren und der Umwelt anzurichten, umzusetzen und trotzdem gutes Geld zu verdienen.

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Kaschmir - bunt und unverwüstlich



Cucinelli stammt aus einer armen Familie aus der Region Perugia. Mit 24 Jahren brach er die Ingenieurschule ohne Abschluss ab und beschäftigte sich mit den Lehren antiker Philosophen. Dann besann er sich auf die Tradition Umbriens: Strickwaren. 1978 stieg er in das Modegeschäft seiner Frau Federica ein und überraschte den Markt mit der Idee, Kaschmir zu färben. Pullover aus den Haaren von Kaschmirziegen sind unverwüstlich, wenn man sie richtig pflegt. Die kleine Firma wächst rasant und wirft schnell Gewinn ab. Cucinelli kommt seinen hohen Zielen immer näher.

Schon 1985 kann er das heruntergekommene Schloss aus dem 14. Jahrhundert in Solomeo, dem Heimatdorf seiner Frau in Umbrien, erwerben und zum Firmensitz umbauen. Während vergleichbare Luxusmarken längst im günstigen Ausland produzieren, ist das bei Cucinelli nur für die Kaschmirziegen eine Option. Sie brauchen das Klima der Mongolei. Neben den 1500 Mitarbeitern stricken und nähen rund tausend kleine Familienbetriebe aus der strukturschwachen Umgebung sowie der Toscana und dem Veneto für die Modefirma.

Klar will Cucinelli Geld verdienen, aber nicht mit dem Ziel, einmal der reichste Mann auf dem Friedhof in Solomeo zu werden. Nach und nach wird das Dorf und die Kirche renoviert, ein Theater und eine Bibliothek gebaut, eine Handwerksschule eröffnet. Etwa ein Fünftel der Gewinne des Unternehmens, Cucinelli hält die Mehrheit, geht in eine Stiftung, die sich ganz der Umwelt verschrieben hat. Brachliegende Industrieflächen wurden in Ackerland und in Flächen für Wein- und Olivenanbau zurückverwandelt. Cucinelli verkörpert den "ehrbaren Kaufmann", deshalb zeichnete ihn 2017 das Institut für Weltwirtschaft in Kiel mit dem Weltwirtschaftlichen Preis aus.

Der Börsengang 2012 war ein voller Erfolg, obwohl Cucinelli klarstellte, dass er keinen Wert auf Profitmaximierung legt, dafür aber auf eine faire Bezahlung der Mitarbeiter und Zulieferer sowie nur ein jährliches Wachstum zwischen zehn und 15 Prozent anvisiert. Das IPO war mehrfach überzeichnet. Anleger der ersten Stunde können zufrieden sein. Der Aktienkurs hat sich mehr als verdoppelt. Letztes Jahr knackte das Luxuslabel die Umsatzmarke von 500 Millionen Euro. Wie schon im Jahr zuvor steigerte die Modefirma den Umsatz 2017 um mehr als zehn Prozent auf 503,6 Millionen Euro. Die Firma wächst in allen Regionen - in Europa verdoppelte sich das Wachstum. Nach einem Plus von 5,8 Prozent 2016 legte der Umsatz 2017 um 10,6 Prozent auf 151 Millionen Euro zu.

Die größte Steigerung wurde in Asien verbucht. Der Absatz in China ist mit 8,5 Prozent am Gesamtumsatz noch beschaulich. Doch das Wachstum mit 36,2 Prozent ist schnittig. Insgesamt stieg das operative Ergebnis der Firma um 14,3 Prozent auf 64,7 Millionen Euro. Auch das laufende Jahr scheint gut zu werden. Der Umsatz im Winter war stark. Die Nachfrage in den 124 Shops nach der Frühjahrs- und Sommerkollektion ist hoch. Seit 2017 läuft auch der Onlineshop. Jede Order wird mit einer handgeschriebenen Notiz ausgeliefert. Bei der Sendung an Zuckerberg? Ein Daumen nach oben.