Bundesbankchef Joachim Nagel sieht Deutschland auf eine Rezession zusteuern. Was dahinter steckt und wie er zu weiteren Zinserhöhungen steht. Von Jennifer Senninger
„Deutschland geht es nicht gut“, schlussfolgerte Bundesbank-Präsident bezüglich der Wirtschaft heute bei einer Gesprächsrunde in Madrid, wie Reuters berichtete. Der Grund: Die hohe Inflation. Russlands Krieg in der Ukraine Anfang des Jahres habe das gesamte Konjunktur-Bild verändert – mit Auswirkungen, die man noch immer spürt. Auf Deutschland sieht er nichts Gutes zukommen, sieht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Bundesrepublik in eine technische Rezession gerät. Heißt: Das Bruttoinlandsprodukt würde im vierten Quartal diesen Jahres und Anfang 2023 sinken.
Was das Thema Zinserhöhungen angeht, scheint er mit der amerikanischen Notenbank Fed voll auf einer Linie. Die hob die Zinsen erst gestern um 75 Basispunkte erneut an, um die Inflation mit allen Mitteln und Wegen zu bekämpfen. Bundesbankchef Joachim Nagel plädiert für Europa ebenso auf neue Zinserhöhungen, die die Europäische Zentralbank im Kampf gegen die Inflation vornehmen muss – trotz Rezessionssorgen für Deutschland. Damit die Inflationsrate auf ihr mittelfristiges Ziel gesenkt wird, müsse die EZB auf ihrem Zinserhöhungskurs bleiben. Zuletzt lag die Inflationsrate in Deutschland immerhin bei rund 10,7 Prozent. Die EZB hat den Leitzins bereits zum zweiten Mal in Folge stark angehoben und peilt mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an – ebenso wie die USA.
In noch einem weiteren Punkt ist Bundesbank-Präsident Nagel voll auf Kurs mit der amerikanischen Notenbank: Auch er spricht sich dafür aus, dass die Bilanz der EZB bald geschrumpft wird, die während der Pandemie stark aufgebläht wurde.