"Es besteht eine sehr hohe Unsicherheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung", warnte die Bundesbank. "Diese hängt unter anderem vom weiteren Verlauf des globalen Infektionsgeschehens und der Eindämmungsmaßnahmen ab, aber auch von davon beeinflussten Veränderungen des Konsum- und Investitionsverhaltens."

Das Bruttoinlandsprodukt brach im ersten Quartal um 2,2 Prozent ein - der stärkste Rückgang seit der Finanzkrise 2008/2009 und der zweitstärkste seit der deutschen Vereinigung. Die Kontaktbeschränkungen wurden zuletzt gelockert, Geschäfte und Restaurants dürfen wieder öffnen. Für das Frühjahr insgesamt rechnet die Bundesbank dennoch mit einem größeren Einbruch, da der "Shutdown" vor allem im April Konsum, Exporte und Investitionen stark drückte. "Die deutsche Wirtschaft bleibt auch im zweiten Quartal fest im Griff der Coronavirus-Pandemie", betonte sie. "Die Wirtschaftsleistung dürfte nochmals erheblich niedriger ausfallen als im Durchschnitt des schon gedrückten ersten Vierteljahres." Trotz der Lockerungen sei das wirtschaftliche Leben "nach wie vor sehr weit von einem Zustand entfernt, der bislang als normal angesehen wurde".

Die in Vorbereitung befindlichen Maßnahmen der Bundesregierung zur Konjunkturbelebung sieht die Notenbank positiv. "Damit lässt sich einer Nachfrageschwäche nach den starken Einschränkungen zusätzlich entgegenwirken", erklärte sie. Ein Konjunkturprogramm sollte jedoch zielgerichtet und vor allem auch befristet angelegt sein. "Sonstige staatliche Ziele etwa zum Klimaschutz oder zur Digitalisierung könnten dabei berücksichtigt werden", schrieb sie. Die Finanzpolitik habe aufgrund der guten Ausgangslage mit jahrelangen Haushaltsüberschüssen "immer noch genügend Spielraum für einen gegebenenfalls auch starken temporären Impuls". Es sei naheliegend, derzeit die Stabilisierung der Wirtschaft in den Vordergrund zu stellen und sich noch nicht mit etwaigen Konsolidierungsmaßnahmen zu befassen.

rtr