"Dies würde viel höhere wirtschaftlichen Kosten erzeugen," sagte er. Die Teuerung im Euro-Raum war im Mai auf ein Rekordniveau von 8,1 Prozent geklettert. Das ist mehr als vier mal so hoch wie das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die zwei Prozent Inflation als optimal für die Wirtschaft erachtet.
"Als Mitglieder des EZB-Rats müssen wir dafür sorgen, dass sich die erhöhte Inflation nicht mittelfristig festsetzt", sagte Nagel. Währungshüter müssten Haushalten und Unternehmen klare und rechtzeitige Signale geben, dass sie entschlossen sind, Preisstabilität sicherzustellen. "Solche Signale tragen zu niedrigeren Inflationserwartungen bei und helfen dabei, die Inflation wieder zurück zum Zielwert zu bringen", sagte der Bundesbank-Präsident. Die EZB hatte im Juni angesichts der rasant steigenden Inflation für Juli die erste Zinserhöhung seit elf Jahren angekündigt. Die EZB will dann die wichtigsten Zinsen um jeweils 0,25 Prozentpunkte anheben. Es wäre die erste Zinserhöhung in der Währungsgemeinschaft seit 2011.
Für ihr Zinstreffen im September peilt die EZB einen zweiten Schritt nach oben an, der womöglich noch stärker ausfallen soll. Die Größenordnung werde von den überarbeiteten mittelfristigen Inflationsaussichten abhängen, sagte Nagel. "Wenn die Inflationsaussichten gleichbleiben oder sich weiter verschlechtern, wird eine stärkere Anhebung angemessen sein", sagte er. Sein Ratskollege Peter Kazimir, der slowakische Notenbankgouverneur, hatte sich vergangene Woche für eine Zinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte im September ausgesprochen.
rtr