Schon wieder droht neues Ungemach. Und schon wieder kommen die schlechten Nachrichten aus China. Denn wie eine Satelliten-Auswertung von Bloomberg zeigt, steht es schlecht um die chinesische Wirtschaft. 

Schon seit einigen Jahren setzen Analyseunternehmen auf Satelliten-Bilder um unter anderem wirtschaftliche Einschätzungen geben zu können. Und da man jetzt nicht zu einhundert Prozent auf chinesische Aussagen zum BIP und zur Wirtschaft vertrauen kann, wertete Bloomberg zusammen mit dem New Yorker Unternehmen Space Know Satellitenbilder aus dem Reich der Mitte aus. Mit erschreckenden Ergebnissen. 

E-Commerce entwickelt sich schlecht

So zeigen Auswertungen von Bildern, die rund um E-Commerce-Verteilerzentren aufgenommen wurden, dass deutlich weniger LKWs in diesen Regionen unterwegs sind, als normal. Bedeutet: Die Chinesen bestellen weniger Ware online. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Es könnte laut Bloomberg aber vor allem aufgrund der immer wiederkehrenden Corona-Lockdowns und auch auch einer höheren Arbeitslosigkeit sein. So zeigt die folgende Grafik einen starken Abwärtstrend in E-Commerce-Aktivitäten. 

Bloomberg

Aber auch Shopping-Malls scheinen weniger aufgesucht zu werden. Auch hier kommen Satellitenbilder zum Einsatz. Denn sie untersuchen, wie viele Autos auf den Parkplätzen von Shopping-Centern stehen. Hier ist ein Einbruch von etwa 20 Prozent auszumachen, auch wenn diese Statistik scheinbar seit jeher etwas stärker schwankt als die LKWs rund um E-Commerce-Verteilerzentren. 

China hatte noch ein geringes Wachstum von 2,7 Prozent bei den Einzelhandelsumsätzen für Juli ausgemacht, was aber nicht ganz zu den Daten passt. Die Zahlen für den Monat August folgen dann Mitte September. 

Insgesamt sehen die Chinesen die Zukunft nicht ganz so rosig. Eine offizielle Studie der Zentralbank zeigte bereits im zweiten Quartal, dass die Überzeugung der Chinesen auf ein zukünftiges Einkommenswachstum auf den tiefsten Stand seit 2009 gefallen war. 

Warenverkehr in China seit Shanghai-Lockdown massiv gestört

Seit dem verheerenden Lockdown in Shanghai ist auch der Güterverkehr in China nicht mehr das, was er mal war. Die Satellitenauswertung zeigt einen deutlichen Einbruch, der sich seit dem Lockdown auch nicht mehr erholen konnte. 

Bloomberg

Dies zeichnet natürlich ein noch schwächeres Bild der wirtschaftlichen Lage Chinas. Denn wenn weniger Waren im Land unterwegs sind, deutet das ziemlich direkt auf eine schwächere Wirtschaft hin. Weil aber am 16. Oktober der Kongress der Kommunistischen Partei Chinas beginnt und sich der Machthaber Xi Jinping eine dritte Amtszeit sichern möchte, hat die Parteiführung sicherlich wenig Interesse an einer schwachen Wirtschaft. Deswegen scheint China aktuell bei Infrastruktur-Projekten gegensteuern zu wollen und hier einen BIP-Ausgleich schaffen zu wollen. Anleger achten also genau auf die Entwicklungen im Bausektor. Denn wenn die Schwächen im Einzelhandel und E-Commerce auf das verarbeitende Gewerbe überschwappen sollte, dann bekommt China ein Wachstumsproblem. Und dieses dürfte auch die deutschen und amerikanischen Börsen nicht kalt lassen.