Der Zulieferer Continental will sein Gewinnversprechen trotz Abkühlung der weltweiten Autoproduktion im zweiten Halbjahr halten.
Nach deutlichem Zuwachs in den ersten sechs Monaten werde die Produktion in Europa wie in den USA schrumpfen und in China langsamer wachsen, erklärte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer am Mittwoch. "Das ist aber absolut keine Alarmlampe, die da angeht", sagte der Manager.
Continental rechne mit einem weltweiten Produktionsplus von ein bis zwei Prozent. Im zweiten Quartal fuhr das Reifengeschäft dank niedrigerer Rohstoffkosten für Kautschuk und Öl mehr Gewinn ein als vor Jahresfrist. Der Vorstand hob deshalb das Renditeziel leicht an: Operativ und um Sondereinflüsse bereinigt will Conti bei einem Jahresumsatz von 41 Milliarden Euro mehr als elf Prozent verdienen.
An der Börse kamen die Aktien trotz der zuversichtlichen Botschaft unter Druck. Die Papiere verbilligten sich um mehr als vier Prozent, holten das Minus danach aber wieder auf. Ein Grund für die anfängliche Sorge war der Renditerückgang im Automobilgeschäft um einen halben Prozentpunkt auf 8,6 Prozent. Außerdem waren Anleger enttäuscht, dass Continental die Markterwartungen nur geringfügig übertraf. "Das Ergebnis lag zwar leicht über der Durchschnittsprognose, kam aber an unsere noch optimistischeren Erwartungen nicht heran", erklärte DZ-Bank-Analyst Michael Punzet.
Im zweiten Quartal verdiente der Konzern aus Hannover operativ 1,3 Milliarden Euro, ein Plus von 5,7 Prozent. Der Umsatz kletterte um 1,6 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro. Die Marge erreichte damit 12,9 Prozent im Konzern. In der Reifensparte lag die Rendite im ersten Halbjahr mit 18,8 Prozent um 2,3 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau, was den Vorstand zu der etwas höheren Prognose veranlasste.
BREXIT-EFFEKT SPÜRBAR
Ein Grund für den Produktionsrückgang in Europa ist Conti zufolge das Votum der Briten für den Austritt aus der EU. Als Folge des Brexit-Votums werde die Pkw-Nachfrage im Vereinigten Königreich sinken. Für Continental ist Großbritannien mit einem Umsatzanteil von weniger als vier Prozent kein großer Markt. Auf den Kursrückgang des britischen Pfundes reagierte der Reifenhersteller bereits mit einer Preiserhöhung von rund sechs Prozent. "Kein Wettbewerber im Reifenbereich produziert vor Ort, insofern haben alle die gleiche Problematik", sagte Schäfer.
Continental steckt viel Geld in neue Technologien, etwa das autonome Fahren. Der Umsatz mit Produkten wie Bremsassistenten oder Gestensteuerung am Lenkrad stieg im ersten Halbjahr um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Investitionsquote kletterte um einige Zehntel auf 4,6 Prozent vom Konzernumsatz. Auch stellte der Konzern mehr Mitarbeiter ein. Ende Juni arbeiteten 215.000 Beschäftigte weltweit bei Continental - 7000 mehr als Ende vergangenen Jahres.
rtr