In den vergangenen Wochen hatten steigende Anleihe-Renditen wiederholt für Unruhe an den Aktienmärkten gesorgt. Dies könnten Vorboten eines größeren Bebens sein, warnt Mark Dowding, Chef-Anleger des Vermögensverwalters BlueBay. Er hält bis zum Jahrende einen Anstieg der Renditen bei den richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds auf mehr als zwei Prozent für möglich. Aktuell liegen sie bei etwa 1,6 Prozent. "Wir sind der Meinung, dass eine solche Entwicklung ein schwieriges Umfeld für Risikoanlagen im Allgemeinen schaffen kann." Steigende Anleiherenditen verteuern Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen.
Daher werden Investoren am Mittwoch die Worte von US-Notenbankchef Jerome Powell auf die Goldwaage legen. Gelinge es ihm in Anschluss an die Fed-Beratungen nicht, Spekulationen auf eine Drosselung der Anleihekäufe zu entkräften, drohten neue Börsenturbulenzen, warnen Experten.
BÖRSENBOOM DURCH STIMULUS-SCHECKS ERWARTET
Gleichzeitig könnten die Direkt-Zahlungen von je 1400 Dollar an US-Bürger im Rahmen des billionenschweren Corona-Hilfspakets von Präsident Joe Biden den Börsen zusätzlichen Rückenwind verleihen, sagt Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Wahrscheinlich wird die Hälfte oder sogar mehr davon in den Aktienmarkt fließen."
In der alten Woche drängten die Hoffnungen auf einen Nach-Corona-Boom die Inflationssorgen in den Hintergrund. Der deutsche Dax und der US-Standardwerteindex Dow Jones verzeichneten mit 14.595,02 beziehungsweise 32.661,59 Punkten jeweils neue Rekordhochs. Ersterer stand mit einem Kursplus von insgesamt mehr als vier Prozent zudem vor dem größten Wochengewinn seit vier Monaten.
ZAHLREICHE KONJUNKTURDATEN VORAUS
Eine Bestätigung ihres Konjunkturoptimismus erhoffen sich Börsianer von den Zahlen zu den US-Einzelhandelsumsätzen am Dienstag. Experten erwarten für Februar zwar einen Rückgang um 0,4 Prozent, nachdem Direktzahlungen der US-Regierung die dortigen Verbraucher im Januar in einen Kaufrausch versetzt hatten. "Der nächste starke Anstieg zeichnet sich allerdings schon ab", sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
Am selben Tag steht diesseits des Atlantik der ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt, auf dem Terminplan. Hier sagen Analysten für März einen Anstieg auf 73,1 Punkte von 71,2 Zählern voraus. Am Mittwoch folgen die europäischen Inflationsdaten.
BILANZSAISON GEHT WEITER - HEXENSABBAT NAHT
Daneben hält eine Flut von Firmenbilanzen Investoren auf Trab. Aus dem Dax legt ein knappes halbes Dutzend Unternehmen Geschäftszahlen vor. Hierzu gehören der Versorger RWE und der Autobauer Volkswagen. Im Ausland öffnen unter anderem der Modehändler Hennes & Mauritz (H&M) und der Adidas-Rivale Nike ihre Bücher.
Am Freitag dürfte es zu zusätzlichen Ausschlägen kommen, da Futures auf Indizes sowie Optionen auf Indizes und einzelne Aktien verfallen. Zu diesem Termin, dem "Hexensabbat", schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.
rtr