"Das aktuelle makroökonomische Umfeld ist schwierig, die Wachstumsprognosen werden gesenkt und zum Teil wird in Analysen erstmals das Wort Rezession erwähnt", sagt Chris Iggo, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Axa Investment Managers. "Allerdings ist die Bewertung der globalen Aktienmärkte bereits in einem Ausmaß gesunken, das mit früheren Rezessionen vergleichbar ist." Für eine Entwarnung sei es allerdings noch zu früh, so lange in der Ukraine noch gekämpft werde.
Eine Rezession sei nicht zu befürchten, wirft Saira Malik, Chef-Anlegerin des Vermögensverwalters Nuveen, ein. "Steigende Energiepreise gehen einem wirtschaftlichen Abschwung zwar oft voraus, es gibt aber keinen Kausal-Zusammenhang." Zwar hätten Verbraucher weniger frei verfügbares Einkommen, der Konsum werde dadurch aber nicht komplett aus der Bahn geworfen.
In der alten Woche hatten unter anderem die Aussicht auf Konjunkturhilfen der chinesischen Regierung den Börsen Auftrieb gegeben. Außerdem keimten immer wieder Hoffnungen auf eine Waffenruhe in der Ukraine auf. Daher legte der Dax unter dem Strich etwa fünf Prozent zu und stand vor seinem größten Wochengewinn seit etwa eineinhalb Jahren.
Offenbar gewöhnten sich Investoren an die neuen Rahmenbedingungen, sagt Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Ich bleibe aber bei meiner Einschätzung, dass dies erst der Anfang und der jüngste Anstieg eine 'Bärenmarkt-Rally' ist." Dieser Begriff bezeichnet ein Zwischenhoch in einem längerfristigen Abwärtstrend.
WIE STARK SCHLÄGT DER KRIEG DEN FIRMEN AUF DIE STIMMUNG?
Bei den Konjunkturdaten richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Barometer für die Stimmung in der Wirtschaft. Hier müsse wegen des Ukraine-Kriegs mit Rücksetzern gerechnet werden, prognostiziert Commerzbank-Analyst Christoph Weil. "Schließlich leiden die Unternehmen unter den explodierenden Energiepreisen. Hinzu kommen die möglichen Folgen der EU-Sanktionen und die weiter bestehenden Material- und Lieferengpässe, die durch den Krieg sogar noch einmal verschärft werden könnten." Der Einkaufsmanager-Index für das verarbeitende Gewerbe für März, der am Donnerstag auf dem Terminplan steht, werde aber mit 57,5 Punkten weit vom Rezessionsniveau entfernt bleiben.
Der am Freitag zur Veröffentlichung anstehende Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, steht ebenfalls unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs. "Wir gehen davon aus, dass insbesondere die Geschäftserwartungen in der Industrie einen spürbaren Dämpfer bekommen haben", sagt Weil. "Dafür dürfte sich die Lagebeurteilung sogar eher noch verbessert haben." Er rechne mit einem kaum veränderten Gesamt-Index bei 98,5 Punkten.
Jenseits des Atlantik werden am Donnerstag die Auftragseingänge für langlebige US-Güter veröffentlich. Experten prognostizieren für Februar ein Minus von 0,6 Prozent. Zum Jahresauftakt waren sie noch um 1,6 Prozent gestiegen.
Auf Unternehmensseite legen noch einige Nachzügler ihrer Geschäftszahlen vor. Unter anderem öffnen der Adidas-Rivale Nike und der "Photoshop"-Anbieter Adobe ihre Bücher.
rtr