Am Freitag gab der deutsche Leitindex im Handelsverlauf 1,4 Prozent nach und steuerte damit auf einen Wochengewinn von 0,7 Prozent zu. "Jenseits von Trumps positivem Corona-Test rücken die USA im Schlussquartal 2020 sowieso noch stärker in den Fokus der Märkte", sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck.
Trump gab am Freitag bekannt, dass er und seine Frau positiv auf den Krankheitserreger getestet wurden und sich nun in Quarantäne befinden. Allein aufgrund seines Alters gehört er zur Risikogruppe. Die USA befinden sich mitten im Präsidentschaftswahlkampf. Am 15. Oktober steht das nächste TV-Duell zwischen Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden an.
Börsianer gehen davon aus, dass die Zeit bis zur Wahl am 3. November von Unsicherheit geprägt wird. Auch danach könnte eine Zitterpartie bevorstehen, zumal möglicherweise das Ergebnis erst verspätet vorliegt, wenn auch alle Briefwahlstimmen ausgezählt sind.
Normalerweise dürften Aktien aufgrund der jeweiligen Steuerpolitik von einem Wahlsieg des Republikaners profitieren und bei einem demokratischen Präsidenten unter Druck geraten, sagte Mark Dowding, Chefinvestor bei BlueBay Asset Management. "Aber Hoffnungen auf höhere Fiskalausgaben unter einer Biden-Präsidentschaft könnten andererseits die Märkte unterstützen, während Bedenken, dass ein knapper Trump-Gewinn soziale Unruhen schürt, problematisch sein dürften." Erst nach der Wahl sei absehbar, ob die Märkte das Corona-Jahr 2020 doch noch positiv abschließen könnten.
Mit Argusaugen beobachten Börsianer auch die Verhandlungen über ein weiteres Konjunkturpaket in den USA und die Auswirkungen, die Trumps Positiv-Test möglicherweise darauf hat. Die Demokraten haben eine 2,2 Billionen Dollar schweres Hilfspaket im Repräsentantenhaus verabschiedet, das die Folgen der Corona-Krise abfedern soll. Eine Einigung sei zwar nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich, sagte Helaba-Expertin Claudia Windt. "Es hat im Senat, wo die Republikaner die Mehrheit haben, wohl keine Chance."
Konjunkturdaten dürften dagegen in der kommenden Woche kaum Impulse liefern, und auch von den Unternehmen sind keine wichtigen Daten absehbar. Unter anderem stehen in Deutschland die endgültigen Einkaufsmanagerindizes, die Industrieaufträge sowie Produktions- und Außenhandelsdaten auf der Tagesordnung. In den USA werden ebenfalls Einkaufsmanager- und Handelsdaten vorgelegt. "Immerhin sprechen die US-Konjunkturdaten auch für das vierten Quartal für - allerdings moderateres - Wachstum", sagte Merck-Finck-Experte Greil.
rtr