"Die Warnungen vor einer Verschärfung der Corona-Welle werden lauter, während die Weihnachtsfeiertage näher rücken", sagte Analystin Vandana Hari vom Research-Haus Vanda Insights. In dieses Bild passte der überraschend starke Rückgang des Ifo-Index. "Die Stimmung in den deutschen Unternehmen nähert sich zum Jahresende dem Frostbereich", sagte Christian Lips, Chef-Volkswirt der NordLB. Corona verdirbt mit der vierten Welle und der neuen Omikron-Variante Dienstleistern und Handel die Festtagsstimmung."
NOTENBANK-ENTSCHEIDE WIRKEN NACH
Gleichzeitig waren Börsianer weiter mit der Nachlese der jüngsten Notenbank-Entscheide beschäftigt. Die Fed aus den USA, die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank von England (BoE) hatten in den vergangenen Tagen eine Straffung ihrer Geldpolitik angekündigt. Letztere hob sogar die Zinsen an.
Die Notenbanken seien derzeit damit beschäftigt, ihre Glaubwürdigkeit bei der Inflationsbekämpfung zu unterstreichen, sagte Adrian Hilton, Manager beim Vermögensverwalter Columbia Threadneedle. Die weiterhin niedrigen Renditen längerlaufender Staatsanleihen deuteten allerdings darauf hin, dass Anleger nicht mit einem dauerhaft höheren Leitzins-Niveau rechneten.
Die richtungweisenden zehnjährigen Staatsanleihen aus den USA und Deutschland waren gefragt. Dies drückte ihre Renditen auf plus 1,395 beziehungsweise minus 0,380 Prozent.
TÜRKISCHE WÄHRUNGSKRISE VERSCHÄRFT SICH WEITER
Am Devisenmarkt ging die rasante Talfahrt der türkischen Lira weiter, die seit Jahresbeginn mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt hat. Dollar und Euro markierten mit 17,066 beziehungsweise 19,4159 Lira erneut Rekordhochs.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan lasse sich offenbar nicht von seinem Kurs abbringen, die Zinsen trotz hoher Inflation niedrig zu halten, sagte Finanzexperte Patrick Curran vom Research-Haus Tellimer. Dadurch drohe sich die Währungskrise bis zu einem Punkt zu verschärfen, an dem es kein Zurück mehr gebe. "So lange Erdogan die Leitung hat, wird nichts die Abwertung der Lira aufhalten."
S&T AUF ERHOLUNGSKURS - BRITISCHE EINZELHÄNDLER GEFRAGT
Am deutschen Aktienmarkt erholten sich die Titel von S&T etwas von ihrem knapp 30-prozentigen Kurseinbruch vom Donnerstag, dem größten der Firmengeschichte. Sie gewannen gut elf Prozent. Die österreichische IT-Firma kündigte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen des Leerverkäufers Viceroy an. Der Firma des britischen Investors Fraser Perring sieht S&T als völlig überbewertet.
Gefragt waren auch britische Einzelhändler wie Marks & Spencer oder WH Smith mit Kursgewinnen von bis zu 2,5 Prozent. Auftrieb gab ihnen ein überraschend starker Anstieg der Branchenumsätze im November. "Ein Teil davon geht auf vorgezogene Weihnachtskäufe zurück", sagte Volkswirtin Bethany Beckett vom Research-Haus Capital Economics. Viele Verbraucher hätten Lieferengpässe und Verzögerungen beim Versand befürchtet.
rtr