Unter die Räder kamen vor allem Technologiefirmen. Der Branchenindex gab rund zwei Prozent nach. Aktien von Chipausrüster ASML und Chipfirma ASM International büßten mehr als drei Prozent ein. Die Aussicht auf höhere Zinsen setzt vor allem wachstumsstarken Unternehmen zu.

POWELLS ZWEITE RUNDE


Börsianer rechneten mit einem stärkeren Zinsanstieg, nachdem US-Präsident Joe Biden am Montag US-Notenbankchef Jerome Powell für eine zweite Amtszeit nominiert hatte. Zwar hätten Anleger wegen der unsicheren Inflationsdynamik bereits mit einer Anhebung der Leitzinsen gerechnet, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets. "Die Bestätigung Powells im Amt führt aber nun dazu, dass der Markt gleich drei Leitzinsanhebungen im kommenden Jahr einpreist."

Bleibe der Dax nun länger unter der Marke von 16.000, könnte dies die positive Stimmung zum Kippen bringen und in größerem Stil Gewinnmitnahmen auslösen, warnte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Es besteht eine große Gefahr, dass die erneut steigenden Zinsen die Weihnachtsrally frühzeitig beenden."

Für Verunsicherung sorgten auch die zunehmenden Restriktionen, um die steigenden Corona-Zahlen einzudämmen. Die Sorge über neue Corona-Infektionen und Abschottungsmaßnahmen sowie die Konjunktur überschatteten zur Zeit die Schlagzeilen aus Unternehmen, sagte Charalambos Pissouros, Experte der JFD Group. Reise-Werte gaben mehr als ein Prozent nach, nachdem die USA wegen der Pandemie eine Reisewarnung für Deutschland und Dänemark ausgesprochen haben.

TÜRKISCHE LIRA BRICHT WEITER EIN


Am Devisenmarkt ließen Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan die Landeswährung Lira um acht Prozent auf ein neues Rekordtief einbrechen. Für einen Dollar mussten Investoren bis zu 12,49 Lira bezahlen und damit soviel wie noch nie. Erdogan heizte die Talfahrt erneut an, indem er am Montagabend die drastischen Zinssenkungen verteidigte und versicherte, seinen "wirtschaftlichen Unabhängigkeitskrieg" trotz der breiten Kritik gewinnen zu wollen. Damit hat die Lira in diesem Jahr bereits 40 Prozent ihres Werts verloren, davon fast 20 Prozent seit Beginn der vergangenen Woche.

Bei den Einzelwerten war E.ON der größte Verlierer im Dax. Die langfristigen Ziele lägen bestenfalls im Rahmen der Schätzungen, erklärte ein Händler. Auch mit einem 27 Milliarden Euro schweren Investitionsprogramm konnte der neue E.ON-Chef Leonhard Birnbaum bei den Anlegern offenbar nicht punkten. Die E.ON-Aktie gab in der Spitze mehr als vier Prozent nach.

Rund acht Prozent abwärts ging es für Thyssenkrupp, nachdem der schwedische Finanzinvestor Cevian seine Beteiligung auf 7,9 Prozent fast halbiert hat. Das sei eine böse Überraschung, urteilte ein Händler. "Der aktive Investor scheint Thyssenkrupp aufzugeben." Der Grund hierfür könne eine zu starke Position der Gewerkschaften sein, durch die notwendige Reformen verhindert würden.

rtr