"Die Verluste der letzten Woche werden in dieser Woche wahrscheinlich wieder aufgeholt, wenn die Leute sehen, dass Omikron nicht so tödlich ist wie frühere Mutationen und die Europäische Zentralbank an ihrer vorübergehenden Inflationslinie festhält", sagte Stuart Cole, Ökonom des Brokerhauses Equiti Capital.

In den USA deuteten die US-Futures ebenfalls auf einen eher freundlichen Handelsstart hin. Allerdings blieben Technologiewerte unter Druck. Auch in Europa gab es für den Sektor Gegenwind. Unter die Räder gerieten vor allem Aktien von Essenslieferanten, weil Anleger eine strengere Regulierung der Arbeitsvorschriften in der EU fürchteten. Die Anteilsscheine von Deliveroo, der "Lieferando"-Mutter Just Eat Takeaway und von Delivery Hero fielen um bis zu 9,5 Prozent. Sollten die Lieferfahrer künftig Angestellte statt Subunternehmer sein, würde das die Kosten enorm erhöhen, sagte Danni Hewson, Finanzanalystin beim Brokerhaus AJ Bell.

ROHÖL GEFRAGT - SAUDI-ARABIEN HEBT DIE PREISE AN


Die Hoffnung auf eine anhaltend robuste Nachfrage ließ Anleger am Rohöl-Markt wieder zugreifen. Mut machten ihnen Preiserhöhungen Saudi-Arabiens für asiatische Kunden, sagten Börsianer. Außerdem schwinde wegen der stockenden Atomgespräche des Westens mit dem Iran die Aussicht auf eine rasche Rückkehr iranischen Erdöls auf den Weltmarkt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um knapp drei Prozent auf 71,91 Dollar je Barrel (159 Liter). Dies schob den Index für die europäische Öl- und Gasbranche um mehr als zwei Prozent an.

Für Unsicherheit sorgte allerdings die erneut drohende Zahlungsunfähigkeit des Immobilienkonzerns China Evergrande, die als Damokles-Schwert über dem Markt hänge, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Auch wenn es der Regierung in Peking in den letzten beiden Jahrzehnten immer erstaunlich gut gelang, platzende Spekulationsblasen am Immobilienmarkt und deren Folgen ohne Ansteckungseffekte für die Weltwirtschaft zu verwalten, ist nicht gesagt, dass es auch dieses Mal gelingt." Evergrande-Titel stürzten in Hongkong um bis zu 20 Prozent ab und waren mit 1,80 Hongkong-Dollar so billig wie nie.

BITCOIN WEITER UNTER DRUCK


Erneut nach unten ging es auch für Bitcoin. Die Cyber-Devise gab rund zehn Prozent auf 48.480 Dollar nach, nachdem sie am Wochenende zeitweise 22 Prozent eingebrochen war. "Die Sorgenliste bestehend aus der Coronavirus-Mutation Omikron, dem finanziell angeschlagenen Immobilienkonzern China Evergrande und dem wachsenden Unbehagen der US-Notenbank Federal Reserve angesichts einer hohen Inflation hält Kryptowährungen weiterhin im Klammergriff fest", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Im Sog von Bitcoin gab Ethereum 3,7 Prozent nach.

Bei den Einzelwerten lösten Qualitätsprobleme mit ihren künstlichen Herzen einen Kurssturz bei der Medizintechnikfirma Carmat aus. Die Aktien steuerten in Paris mit einem Minus von fast 25 Prozent auf den zweitgrößten Tagesverlust der Firmengeschichte zu. Das Unternehmen stoppte vorerst weitere Implantierungen.

rtr