"Anleger sorgen sich, dass die jüngsten Preisanstiege auf dem Energiemarkt nicht ohne Einbußen in den Unternehmensgewinnen und damit auch im Wirtschaftswachstum vorüber gehen werden", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg zeitweise auf ein Drei-Jahres-Hoch von 86,10 Dollar je Barrel (159 Liter), bevor Gewinnmitnahmen den Preis 1,2 Prozent ins Minus auf 84,78 Dollar drückten. Experten erwarten allerdings keine größeren Rücksetzer, da das Angebot der Nachfrage weiter hinterherhinke.

"Alle Augen sind nun auf die Fed und andere Notenbanken gerichtet", sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. "Investoren fragen sich, ob diese Institutionen in der Lage sein werden, ihre geldpolitische Unterstützung trotz der unsicheren Konjunkturaussichten zurückzufahren."

MILLIARDENVERKAUF VON EVERGRANDE-SPARTE GEPLATZT


Der hoch verschuldete Konzern China Evergrande erklärte den milliardenschweren Verkauf seiner Dienstleistungssparte Evergrande Property Services an den Konkurrenten Hopson für gescheitert und sorgte dafür wieder für Unruhe unter den Anlegern. Aktien von Evergrande und Evergande Property brachen daraufhin in Hongkong um 12,5 beziehungsweise acht Prozent ein, während Hopson-Titel 7,6 Prozent zulegten.

"Der geplatzte Deal macht es immer unwahrscheinlicher, dass Evergrande in letzter Minute ein Kaninchen aus dem Hut zaubern kann", sagte der Anwalt eines Gläubigers des Immobilienkonzerns. Da die Nachfrist für versäumte Zinszahlungen auslaufe, stellten sich die Leute auf eine Pleite des Unternehmens ein. Evergrande ist mit 300 Milliarden Dollar verschuldet. Der chinesische Vizeministerpräsident Liu He betonte, die Risiken im Immobiliensektor seien kontrollierbar.

TÜRKISCHE ZENTRALBANK SENKT ZINSEN ERNEUT


Börsianer trieb außerdem die erneute und überraschend starke Zinssenkung der türkischen Zentralbank um. "Die Notenbank-Politik, die Zinsen trotz steigender Inflation und fallender Wechselkurse zu senken, wird diese beiden Probleme voraussichtlich verschärfen", warnten die Analysten des Research-Hauses Stratfor.

Vor diesem Hintergrund beschleunigte die Landeswährung Lira ihre Talfahrt und fiel auf Rekordtiefs zu Dollar und Euro. Abwärts ging es auch für die Banken des Landes, weil ihnen Einbußen aus dem klassischen Kreditgeschäft drohen. Die Titel der Institute Is Bankasi und Garanti Bankasi verloren in Istanbul 1,5 Prozent. Die Papiere der in der Türkei stark engagierten spanischen Bank BBVA gaben in Madrid gut zwei Prozent nach.

AMADEUS FIRE UND RANDSTAD IM AUFWIND


Zu den Favoriten an den europäischen Aktienmärkten gehörten Personaldienstleister. Die Titel von Amadeus Fire verbuchten dank angehobener Geschäftsprognosen ein Plus um bis zu 4,6 Prozent auf ein Rekordhoch von 196,60 Euro. Das Ziel für den operativen Gesamtjahresgewinn liege über den Markterwartungen, sagte ein Börsianer.

In Amsterdam gewannen die Papiere von Randstad 5,7 Prozent, nachdem das Unternehmen einen überraschend hohen Gewinnsprung bekanntgegeben hatte. Das Unternehmen sei weiterhin fest auf Erholungskurs, schreibt Analyst Michael Field vom Research-Haus Morningstar.

rtr