Dax und EuroStoxx50 bröckelten am Freitag um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 12.804 beziehungsweise 3470 Punkte ab, nachdem sie in den vorangegangenen beiden Tagen insgesamt mehr als 3,5 Prozent zugelegt hatten.

"Das Job-Wachstum dürfte sich im Juni deutlich verlangsamt haben", prognostizierte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Das wäre eine gute Nachricht für den Aktienmarkt. "Denn wenn der Boom etwas nachlässt, könnte die Notenbank Fed bei der Straffung ihrer Geldpolitik etwas vom Gas gehen." Experten erwarten für Juni im Schnitt den Aufbau von 268.000 Stellen außerhalb der US-Landwirtschaft, nach einem Plus von 390.000 im Vormonat. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Fed-Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte Ende Juli taxieren Investoren auf rund 80 Prozent.

Dies hievte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, um bis zu 0,7 Prozent auf ein 20-Jahres-Hoch von 107,79 Punkte. Im Gegenzug fiel der Euro auf 1,007 Dollar und drohte erstmals seit 2002 unter die Parität zum Dollar zu fallen. Europa stehe vor zahlreichen Problemen wie der Energiekrise, der Inflation und der Gefahr eines überdurchschnittlichen Anstiegs der Anleihe-Renditen bestimmter Staaten, schrieben die Analysten der Citibank.

CORONA-AUSBRÜCHE IN CHINA DRÜCKEN ROHSTOFFPREISE


Unter Verkaufsdruck gerieten auch Rohstoffe. So verbilligte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,4 Prozent auf 104,19 Dollar je Barrel (159 Liter) und Kupfer um zwei Prozent auf 7676 Dollar je Tonne. Sorgen bereiteten Investoren die Coronavirus-Ausbrüche in China, denen die dortigen Behörden mit neuen Lockdowns begegneten, sagte Volkswirt Tapas Strickland von der National Australia Bank. Im Frühjahr hatten Beschränkungen des öffentlichen Lebens in der Wirtschaftsmetropole Shanghai bereits die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. China ist der weltgrößte Abnehmer von Rohstoffen.

Gleichzeitig behielten Börsianer die Gaslieferungen Russlands nach Europa aufmerksam im Blick. Am Montag wird die Pipeline Nord Stream 1 abgeschaltet. "Erst nach Ende der planmäßigen Wartungsarbeiten am 21. Juli könnte etwas klarer sein, ob sich Menschen und Wirtschaft in Deutschland auf einen harten Winter einstellen müssen", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets.

Einige Investoren setzten darauf, dass es nicht so weit kommen wird. Der europäische Erdgas-Future fiel um bis zu 7,1 Prozent auf 160,50 Euro je Megawattstunde. Insidern zufolge ist Kanada bereit, eine dort gewartete Turbine für Nord Stream 1 wieder an den Gaskonzern GazpromGAZP.MM zu übergeben. Russland hatte die reduzierten Lieferungen in den vergangenen Wochen mit dem Fehlen dieser Turbine begründet.

KAPITALERHÖHUNG DRÜCKT TAG IMMOBILIEN AUF REKORDTIEF


Bei den Unternehmen rückte TAG Immobilien ins Rampenlicht. Die Immobilienfirma sammelt 200 Millionen Euro frisches Kapital ein, um eine Übernahme teilweise zu refinanzieren. TAG-Aktien fielen daraufhin zeitweise um fast 13 Prozent auf ein Siebeneinhalb-Jahres-Tief von 9,45 Euro.

Erneut abwärts ging es auch für Uniper. Die Titel des wegen der Gaskrise in Not geratenen Versorgers fielen um sechs Prozent, nachdem sie am Donnerstag wegen eines Medienberichts über eine mögliche Staatsbeteiligung von mehr als 30 Prozent neun Prozent zugelegt hatten.

rtr