Der EuroStoxx50 gab 0,4 Prozent nach. Da die aktuellen Krisen jederzeit eine weitere Eskalationsstufe erreichen könnten und Anleger auf Nummer sicher gehen wollten, steige vor dem Wochenende die Gefahr von Gewinnmitnahmen, sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Zuletzt hatten ermutigenden Firmenbilanzen den Dax nach oben getrieben. Konjunktur- und Inflationssorgen angesichts der Folgen des Ukraine-Krieges traten eher in den Hintergrund.
Spätestens am Nachmittag dürften der Zustand der US-Wirtschaft und damit auch die weitere Zinspolitik der Notenbank Fed allerdings wieder zum vorherrschenden Thema werden. Mit dem US-Arbeitsmarktbericht steht ein entscheidendes Daten-Highlight auf der Agenda. "Wenn der Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten schwächer wird, dürfte auch die Angst im Markt zurückkehren, die Federal Reserve könnte mit ihren schnellen Leitzinsanhebungen eine harte Landung der US-Wirtschaft samt Rezession ausgelöst haben," sagte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Experten erwarten für Juli den Aufbau von 250.000 Jobs außerhalb der US-Landwirtschaft.
DOLLAR VOR US-DATEN LEICHT IM AUFWIND
Die Fed hatte im Juli trotz heraufziehender Rezessionsgefahren den Leitzins im Kampf gegen die Inflation weiter kräftig erhöht. Der geldpolitische Schlüsselsatz in den USA liegt nun in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Die nächste Zinssitzung der Fed ist für den 20. und 21. September geplant. Der Dollar-Index legte im Vorfeld der Daten um 0,2 Prozent auf 105,88 Stellen zu. Der Euro verlor 0,2 Prozent auf 1,0226 Dollar.
Deutlich mehr Bewegung als am Devisenmarkt gab es bei zahlreichen Einzelwerten. Im Dax setzten sich die Aktien der Deutschen Post mit einem Plus von zeitweise fast sieben Prozent an die Spitze. Der Konzern steuert dank florierender Geschäfte vor allem seiner Frachtsparte weiter auf Wachstumskurs. Die Aktien waren mit 42,68 Euro so teuer wie seit über drei Monaten nicht mehr. Auf der Verliererseite standen dagegen die Aktien der AllianzALVG.DE, die sich trotz einer Steigerung des operativen Ergebnisses im zweiten Quartal um rund zwei Prozent verbilligten. Für Verstimmung sorgte laut Händlern unter anderem die Asset-Management-Sparte. Die Vermögensverwalter Pimco und Allianz Global Investors (AllianzGI) kassierten weniger Erfolgs-Provisionen. Zudem zogen die Anleger zwischen April und Juni 34 Milliarden Euro ab.
KABINETTSBESCHLUSS ZUR GAS-UMLAGE STÜTZT UNIPER
Bei den in diesem Jahr arg gebeutelten Papieren von Uniper kam nach dem Kabinettsbeschluss zur Gas-Umlage Kauflaune auf. Die Aktien von Deutschlands größtem Gas-Importeur stiegen im MDax um bis zu 6,2 Prozent auf 7,26 Euro. Mit der Umlage will die Bundesregierung die Ersatz-Beschaffungskosten für ausgefallene russische Gas-Lieferungen auf alle Industrie- und Haushaltskunden umlegen. Die Branche ist unter Druck, weil Gas-Importeure für wesentlich mehr Geld auf die Schnelle anderswo Gasmengen einkaufen müssen, um ihre Kunden bedienen zu können. Das hat Uniper bereits derart in Schieflage gebracht, dass der Staat einsteigen muss. Seit Januar haben die Titel gut 80 Prozent an Wert verloren.
An der Mailänder Börse machte die italienische Krisenbank Monte dei Paschi von sich Reden. Das Geldhaus muss faule Kredite loswerden und verzeichnet dabei starke Gewinnrückgänge. Im zweiten Quartal sank der Nettogewinn auf 17,5 Millionen Euro. Die Aktien rutschten um fast sieben Prozent ab.
rtr