Der EuroStoxx50 büßte am Mittwoch bis zu 1,2 Prozent auf 3508 Zähler ein. Die Furcht vor einer globalen Rezession gewann erneut die Oberhand und überschattete die Erleichterung über die Wiedereröffnung Chinas nach monatelangen Corona-Lockdowns.
"Der Markt ist immer noch in Panik wegen der Inflation und der Wachstumsabschwächung, und deshalb ist jeder Aufschwung nur von kurzer Dauer", sagte Chris Beauchamp, Analyst der Online-Handelsplattform IG. Die kurzen Erholungsphasen überrumpelten einige Leute. "Die Daten sind auf breiter Front schlecht, und alles deutet darauf hin, dass sich die Menschen immer noch in einer Phase befinden, in der sie sich von Risikoanlagen trennen."
Ein überraschend starker Rückgang des Verbrauchervertrauens in den USA hatte bereits am Vortag die Wall Street auf Talfahrt geschickt und auch die asiatischen Aktienmärkte belastet. Die Lockerung von Quarantänevorschriften in China hatte zuvor die Risikofreude der Anleger angefacht.
ÖL- UND KUPFERPREIS SINKEN - RENDITEN AUCH
Die Furcht vor einer Rezession setzte sich auch am Rohölmarkt durch. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich rund ein halbes Prozent auf 117,55 Dollar je Barrel. In den vorangegangenen drei Tagen hatte die Furcht vor einem knappen Ölangebot die Preise angetrieben. Nachfragesorgen belasteten auch den Kupferpreis. Das Industriemetall verbilligte sich um bis zu 1,3 Prozent auf 8260 Dollar pro Tonne.
Vor den Inflationsdaten für Juni deckten sich Anleger unterdessen mit Anleihen ein. Im Gegenzug gab die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen auf bis zu 1,540 Prozent nach, nachdem sie am Vortag bis auf 1,673 Prozent gestiegen war. Prognosen von Ökonomen zufolge dürften Waren und Dienstleistungen im Juni durchschnittlich 8,0 Prozent mehr kosten als ein Jahr zuvor. "Eine Sieben vor dem Komma würde Hoffnung geben, dass die Inflation ihr Top erreicht hat und möglicherweise bereits ganz langsam zu sinken beginnt. Das würde auch deutlich Druck von der EZB nehmen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.
Bei den Einzelwerten drückte eine Herunterstufung die Aktien des Mobilfunkmasten-Betreibers Vantage Towers. Sie fielen in der Spitze um 8,7 Prozent. Die Experten von JPMorgan stuften sie auf "Underweight" von "Neutral" herunter.
Geplatzte Spekulationen auf einen Verkauf der US-Tochter Grubhub ließen die Aktien von Just Eat Takeaway.com (JET) um knapp 20 Prozent auf ein Rekordtief einbrechen. Der Chef von Grubhub sagte einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge, dass ein Verkauf der US-Tochter nicht unmittelbar bevorstehe. "Diese Ankündigung enttäuscht den Markt, denn jeder will, dass JET sich komplett von Grubhub trennt", sagt Bryan-Garnier-Analyst Clement Genelot.
Dagegen ließ ein überraschend starkes Ergebnis Anleger zu H&M-Aktien greifen. Die Titel des schwedischen Modehändlers stiegen in der Spitze um 6,5 Prozent. Die Nummer zwei hinter der Zara-Mutter Inditex habe ermutigende Ergebnisse im zweiten Quartal geliefert, urteilten die Analysten von Jefferies. Damit würden die Sorgen um die Produktionskosten vermutlich nachlassen. Nach dem Wegfall der Corona-Beschränkungen strömten die Kunden wieder in die Läden und bescherten den Schweden einen Gewinnsprung.
rtr