Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets warnte allerdings vor weiteren Kursrückschlägen. Ein finaler Ausverkauf, der durch eine rasante Talfahrt bei stark erhöhten Handelsvolumina geprägt werde, stehe noch aus.

Ein Belastungsfaktor sowohl für die Konjunktur als auch die Aktienmärkte seien die aggressiven Zinserhöhungen der Notenbanken, sagte Mark Haefele, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank UBS. "Das Risiko einer Rezession wächst, während das Ziel einer 'weichen Landung' der US-Wirtschaft immer schwieriger zu erreichen ist."

LAGARDE-ÄUSSERUNGEN BERUHIGEN NERVEN DER BOND-ANLEGER


Bei europäischen Staatsanleihen griffen Investoren ebenfalls wieder zu. Dadurch fiel die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf 1,686 Prozent. Noch gefragter waren ihre italienischen Pendants, so dass der viel beachtete Renditeabstand (Spread) zwischen diesen Papieren auf den niedrigsten Stand seit knapp zwei Wochen fiel.

Erleichtert reagierten Börsianer auf Aussagen der EZB-Chefin Christine Lagarde zur geplanten Begrenzung der Spreads. Insidern zufolge erläuterte sie den Finanzministern der Euro-Zone hinter verschlossenen Türen das kürzlich angekündigte sogenannte "Antifragmentierungstool". Lagarde habe aber offengelassen, ab welchem Renditeabstand dieses Werkzeug eingesetzt werden solle.

Gleichzeitig zog der Gaspreis erneut an. Der europäische Future stieg um knapp zwölf Prozent auf 133,15 Euro je Megawattstunde. Preistreiber waren Börsianern zufolge erneut die reduzierten Lieferungen aus Russland.

US STEEL HEBT BRANCHENSTIMMUNG IN EUROPA


Zu den Favoriten am Aktienmarkt zählten Stahlwerte. Die Titel von Thyssenkrupp, Salzgitter, ArcelorMittal und Acerinox stiegen um bis zu zwei Prozent. Auftrieb erhielten sie von einem ermutigenden Ausblick des Konkurrenten US Steel, sagte ein Aktienhändler. Das Unternehmen stellte für das laufende Quartal einen überraschend hohen Gewinn von 3,83 bis 3,88 Dollar je Aktie in Aussicht. Die Papiere von US Steel stiegen daraufhin im vorbörslichen US-Geschäft um 4,7 Prozent.

In Helsinki steuerten die Aktien von Nokian Tyres mit einem Plus von zeitweise fast neun Prozent auf den größten Tagesgewinn seit zwei Jahren zu. Der Reifen-Hersteller hob seine Umsatzziele für 2022 an. Statt eines signifikanten Rückgangs erwartet das Unternehmen nun stabile oder nur leicht fallende Erlöse. Beim operativen Gewinn prognostizierte Nokian allerdings weiterhin eine deutliche Verringerung.

Unabhängig davon liefen am Freitag Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien aus. Zum sogenannten Hexensabbat schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

rtr