Mit dem jüngsten Plus konnte der DAX die Verluste der Vorwoche fast wieder aufholen. Obwohl immer noch nicht klar ist, wer der nächste US-Präsident sein wird, zeigten Anleger sich entspannt. Die besten Chancen auf den Wahlsieg hat derzeit der Demokrat Joe Biden. Damit könnten die Investoren gut leben, vor allem wenn die Republikaner die Mehrheit im Senat behielten, sagte Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axi. Zeitnah dürften zudem neue Konjunkturmaßnahmen kommen, egal unter welchem Präsidenten, und der US-chinesische Handelskonflikt könnte etwas entschärft werden, zeigte sich der Experte optimistisch.

Einige Börsianer warnten allerdings davor, angesichts des knappen US-Wahlausgangs auf eine reibungslose Machtübergabe zu vertrauen. Trump werde sich verbissen an die Macht klammern, so Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. In mehreren US-Städten zogen sowohl Trump- als auch Biden-Anhänger teils bewaffnet auf die Straßen. Derweil will Trump die laufende Auszählung in einigen Bundesstaaten stoppen oder gar eine Neuauszählung durchsetzen.

Nach dem Trubel am Vortag rund um die US-Wahl schauten die Anleger an diesem Donnerstag wieder stärker auf die Berichtssaison in Deutschland. Im MDax gaben die Titel der Commerzbank nach Zahlen um mehr als sechs Prozent nach. Lesen Sie hier unsere Einschätzung zur Commerzbank-Aktie. Im DAX rutschten derweil die Titel von Munich Re nach Quartalszahlen auf den letzten Platz. Der Rückversicherer will nach wie vor keine Gewinnprognose für 2020 abgeben. Das ist bei Linde anders: Der Industriegasekonzern kommt besser als erwartet durch die Corona-Pandemie und hob seine Jahresziele an. Die Aktien legten zu. Lesen Sie hier unsere Aktien-Einschätzung zu Linde. An der DAX-Spitze standen zu Handelsschluss die Titel des Essenslieferanten Delivery Hero.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Linde hebt Gewinnziel - Aktie steigt
Der weltgrößte Industriegase-Konzern Linde kommt durch die Corona-Pandemie besser als erwartet. Nach einem Gewinnplus im dritten Quartal erhöhte der Dax-Konzern am Donnerstag die Messlatte für den Jahresgewinn. Mit Blick auf die Zukunft bestehe zwar eine erhebliche Unsicherheit in Bezug auf das Umfeld, sagte Unternehmenschef Steve Angel bei Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal. Er vertraue aber auf das Geschäftsmodell und die Leistungskultur von Linde, um das Ergebnis und die Barmittel über Jahre hinweg weiter zu steigern.

Wegen zweiter Welle: Munich Re wagt weiterhin keine Gewinnprognose
Der Rückversicherer Munich Re will wegen der zweiten Pandemiewelle und der neuen Lockdowns weiterhin kein Gewinnziel für 2020 nennen. "Das Ausmaß der Welle, die durch Europa läuft, ist größer, als ich selbst das vor acht Wochen noch angenommen hatte", sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die neuen Beschränkungen könnten bei der Munich Re zu weiteren Versicherungsschäden führen. Und sollte die Unsicherheit die Finanzmärkte wieder stärker erfassen, drohten dem Konzern auch bei den Kapitalanlagen weitere Einbußen.

Milliardenverlust belastet Lufthansa vor schwerem Winter
Die Lufthansa fliegt mit dem Ballast eines weiteren Milliardenverlusts in den harten Corona-Winter. Abschreibungen auf nicht mehr benötigte Jets und Kerosin-Kontrakte haben den Verlust für das dritte Quartal auf knapp 2 Milliarden Euro wachsen lassen, wie der Konzern am Donnerstag in Frankfurt berichtete.

Commerzbank auf Sparkurs - rote Zahlen im Corona-Jahr
Die Commerzbank steuert im Jahr der Corona-Krise auf rote Zahlen zu und will ihren Sparkurs weiter verschärfen. Ein "stabiles Kundengeschäft und eine starke Kapitalausstattung" seien "eine gute Basis (...) für die Neuausrichtung der Bank", erklärte Finanzvorständin Bettina Orlopp am Donnerstag zur Vorlage der Zwischenbilanz für das dritte Quartal. "Für weitere Einsparungen haben wir die Voraussetzungen geschaffen." Die Entscheidung über den künftigen Kurs wird allerdings erst in den ersten Monaten 2021 nach dem Chefwechsel fallen.

Lanxess sieht weitere Erholungssignale - Umfeld bleibt aber schwierig
Der Chemiekonzern Lanxess sieht nach den Corona-Belastungen der vergangenen Monate weitere Anzeichen einer Belebung. Die Entwicklung bleibt laut Konzernchef Matthias Zachert allerdings erst einmal eher schwer prognostizierbar. Für mehr als ein oder zwei Monate lasse sich die Entwicklung momentan nicht zuverlässig abschätzen, sagte er am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Zudem hinterließ die Viruspandemie im dritten Quartal noch einmal deutlichere Spuren. Der Aktienkurs geriet unter Druck.

ProSiebenSat.1 verdient überraschend viel - Aktie hebt ab
Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 hat im dritten Quartal von der Rückkehr seiner Werbekunden profitiert. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (adjusted Ebitda) stieg in den Monaten Juli bis September im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 149 Millionen Euro, wie der RTL-Konkurrent am Donnerstag in München mitteilte. Der Umsatz sank um ein Prozent auf 921 Millionen Euro. Der Gewinn verdoppelte sich auf 69 Millionen Euro, nachdem der Konzern im zweiten Quartal noch in den roten Zahlen gesteckt hatte. Damit schnitt das Unternehmen besser als erwartet ab - die im MDax notierte Aktie legte deutlich zu.

HeidelbergCement wagt wieder Gewinnprognose für 2020
Der Baustoffkonzern HeidelbergCement gibt dank besser laufender Geschäfte im dritten Quartal für das laufende Jahr wieder ein Gewinnziel aus. "Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll über dem Vorjahreswert liegen", teilte der Dax-Konzern am Donnerstag in Heidelberg mit. 2019 hatte HeidelbergCement hier knapp 3,6 Milliarden Euro erzielt. Die Jahresziele 2020 hatte der Konkurrent der Schweizer LafargeHolcim Mitte März wegen der Corona-Pandemie zurückgezogen. Die Aktien lagen kurz nach Handelsbeginn rund 0,8 Prozent im Plus.

Zuversicht beim US-Pharmakonzern Bristol-Myers steigt
Der US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb (BMS) wird nach einem überraschend starken Umsatzschub für das Gesamtjahr nochmals zuversichtlicher. Im vergangenen Jahresviertel hatte dem Konzern erneut die Celgene-Übernahme Rückenwind verliehen, wie BMS am Donnerstag in New York mitteilte. Im vorbörslichen Handel legte das Papier an der Nasdaq um mehr als eineinhalb Prozent zu.

rtr/dpa-AFX/iw