Die Nervosität der Anleger ist am Dienstag größer geworden. Zu den seit Tagen schon hemmenden Pandemie-Sorgen kam nun abermals Ungewissheit in puncto Inflation und Zinsen. Der DAX sackte deutlich ab - und durchbrach die psychologisch viel beachtete 16.000 Punkte-Marke nach unten.

Bezüglich der hohen Inflation werden derzeit die Stimmen lauter, diese werde vielleicht nicht so schnell zurückkommen. Am Vorabend hatte es schon entsprechende Signale von der US-Finanzministerin Janet Yellen gegeben. Am Dienstag folgte nun die deutsche Direktorin bei der Europäischen Zentralbank (EZB), Isabel Schnabel, die in einem Medieninterview höhere Inflationsrisiken betonte.

Die Zinssorgen der Anleger stiegen auch infolge der Nominierung des amtierenden US-Notenbankchefs Jerome Powell für eine zweite Amtszeit. Laut dem Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners wird daraufhin für das kommende Jahr jetzt mit drei US-Zinserhöhungen gerechnet statt bislang zwei. "Steigende Zinsen werden jetzt einmal mehr zur Gefahr für die Aktienmärkte", betonte der Experte.

Auf Unternehmensseite standen heute einige Einzelaktien im Fokus der Anleger. So sackte die Thyssenkrupp-Aktie um mehr als sechs Prozent ein. Hier halbierte Großaktionär Cevian seinen Anteil an dem Konzern fast auf knapp acht Prozent. Für den Jefferies-Analysten Alan Spence stellt sich nun die Frage, was aus den restlichen Anteilen wird.

Delivery Hero gab rund 600.000 neue Aktien für ein Belegschaftsaktienprogramm aus. Das entspricht nur einem kleinen Teil von 0,24 Prozent des Grundkapitals. Der Kursverlust von 4,7 Prozent ging denn auch vor allem auf Anleger zurück, die nach dem zuletzt - von Corona-Lockdown-Sorgen getriebenen - starken Lauf der Papiere erst einmal Kasse machten. Damit bewegte sich das Papier als DAX-Schlusslicht am Dienstag.

Gewinner im deutschen Leitindex war die Deutsche Bank-Aktie mit einem Plus von gut zwei Prozent.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Eon plant Milliarden-Investitionen in Energienetze - Aktie fällt
Der Energiekonzern Eon will mit milliardenschweren Investitionen Wachstum und Digitalisierung seines Geschäfts beschleunigen. Bis 2026 sollen rund 22 Milliarden Euro in die Netze investiert werden, um die Energiewende voranzutreiben, wie Eon am Dienstag in Essen im Zusammenhang mit einem Kapitalmarkttag mitteilte. Weitere fünf Milliarden Euro sollen in den Ausbau der Geschäfte mit Kundenlösungen fließen.

Telekom-Klägern wird Vergleich angeboten - 'Nahezu 100 Prozent'
Für die allermeisten Kläger geht der Prozess um den Telekom-Börsengang im Jahr 2000 in den kommenden Monaten zu Ende. Noch im laufenden Jahr sollen die ersten Zahlungen aus einem Vergleichsvorschlag fließen, auf den sich am Dienstag Anlegerschützer und die beklagte Deutsche Telekom geeinigt haben - mit ausdrücklicher Billigung und Unterstützung des Oberlandesgerichts Frankfurt. Der Einigungsvorschlag soll sämtlichen Klägern bis zum 30. Juni 2022 vorgelegt werden. Sie alleine entscheiden über Annahme oder Ablehnung.

Cevian trennt sich von fast der Hälfte seines Thyssenkrupp-Anteils
Der Finanzinvestor Cevian hat sich von fast der Hälfte seiner Beteiligung an dem Industrie- und Stahlunternehmen Thyssenkrupp getrennt. Der Anteil sei von zirka 15 Prozent auf 7,9 Prozent gesenkt worden, erklärte der schwedische Investor am Dienstag auf Anfrage der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Finanzielle Details zur Transaktion nannte Cevian nicht. Der Aktienkurs fiel am Vormittag um rund 6,5 Prozent auf gut 10,56 Euro im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs von 11,29 Euro.

Rheinmetall übernimmt Aufklärungsdrohnen-Hersteller EMT
Der Autozulieferer und Rüstungskonzern Rheinmetall übernimmt den Drohnenhersteller EMT. Es gebe eine entsprechende Vereinbarung, berichtete Rheinmetall am Dienstag. Die im bayerischen Penzberg ansässige Firma stellt unbewaffnete Aufklärungsdrohnen her. Wichtigster Kunde ist die Bundeswehr. Vorbehaltlich einer kartellrechtlichen Genehmigung will Rheinmetall das Unternehmen zum Jahreswechsel übernehmen.

Millionenstrafe für Apple und Amazon in Italien
Italiens Kartellbehörde (AGCM) hat gegen Amazon und Apple eine dreistellige Millionenstrafe verhängt. Eine Untersuchung habe ergeben, dass mittels Klauseln eines Vertrages vom 31. Oktober 2018 offiziellen und inoffiziellen Händlern untersagt wurde, auf dem sogenannten Marketplace von Amazon.it echte Produkte von Apple und der dazugehörigen Marke Beats zu verkaufen, hieß es in einer Mitteilung der AGCM vom Dienstag. Damit hätten lediglich Amazon selbst und einzelne, "auf diskriminierende Art und Weise" ausgewählte Verkäufer die Produkte dort veräußern dürfen.

Baustoffkonzern CRH erwartet Rekordjahr
Der Baustoffkonzern CRH hat in den ersten neun Monaten des Jahres vom Bauboom profitiert. Der Umsatz stieg um 11 Prozent auf 22,8 Milliarden US-Dollar (rund 20,2 Mrd Euro), wie das irische Unternehmen am Dienstag in Dublin mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 15 Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar zu. Neben der robusten Nachfrage wirkte sich auch eine bessere Preisgestaltung in den Schlüsselmärkten positiv aus, wie der Konkurrent von Heidelbergcement erläuterte. Die Zahlen lagen im Rahmen der Markterwartungen.

Finanzinvestoren wollen Aareal Bank schlucken - Übernahmeofferte
Die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge machen mit der Übernahme der Aareal Bank Ernst. Die Unternehmen wollen für jede Aktie des Gewerbeimmobilien-Finanzierers 29 Euro bieten, wie sie und die Bank am Dienstag mitteilten. Damit bewerten sie das Wiesbadener Institut mit mehr als 1,7 Milliarden Euro. Die Bank hatte Anfang Oktober Gespräche öffentlich gemacht und Preis von 29 Euro je Aktie bereits als Verhandlungsgrundlage genannt. Damals war noch der Finanzinvestor Towerbrook mit an Bord, der inzwischen abgesprungen ist.

USA verhängen wegen Nord Stream 2 weitere Sanktionen
Die USA wollen wegen der umstrittenen deutsch-russischen Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 weitere Sanktionen verhängen. Betroffen seien das mit der Pipeline befasste und mit Russland in Verbindung stehende Unternehmen Transadria und dessen Schiff "Merlin", teilte das Außenministerium am Montag in Washington mit. Damit seien inzwischen acht Personen oder Einrichtungen sowie 17 Schiffe mit Sanktionen belegt. Russland kritisierte die Sanktionen am Dienstag als Verstoß gegen internationales Recht und drohte mit Gegenmaßnahmen.

Orange Belgium will Mehrheit an Telekom-Unternehmen Voo übernehmen
Der Telekommunikations-Anbieter Orange Belgium verhandelt mit dem belgischen Versorgungsunternehmen Nethys über den Zukauf des Telekom-Unternehmens Voo. Dabei sollten 75 Prozent des Voo-Kapitals abzüglich einer Aktie erworben werden, teilte die Orange -Tochter im Rahmen einer Investorenveranstaltung am Dienstag in Paris mit. Derzeit werde Voo mit 1,8 Milliarden Euro bewertet. Orange Belgium will den Deal mithilfe seiner Mutter und einer Schuldenerhöhung finanzieren. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt.

Prüfkonzern Dekra weitet Geschäft aus und wächst wieder
Nach einem Rückgang im Corona-Jahr 2020 wächst der Prüfkonzern Dekra wieder. Der Umsatz werde in diesem Jahr voraussichtlich um rund 9 Prozent auf fast 3,5 Milliarden Euro steigen, teilte der Vorstandsvorsitzende Stefan Kölbl am Dienstag mit. Angaben zur Ertragslage machte er nicht. Die Stammbelegschaft umfasst rund 30 800 Menschen, das sind etwa 900 mehr als im Vorjahr.

rtr/dpa-AFX/ak