Nein, Normalität sieht anders aus. Keimte im vergangenen Jahr noch zarte Hoffnung auf, die Zinsen könnten langsam wieder Niveaus erreichen, mit denen auch risikoaverse Anleihegläubiger zumindest passable Renditen erzielen, so hat sich das Bild nun wieder gewandelt. Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank EZB kündigten aktuell mehr oder weniger unverhohlen Leitzinssenkungen an, was im Fall der deutschen zehnjährigen Bundesanleihen für ein historisches Renditetief sorgte.

Und die Politik übt weiter Druck aus. Schon macht das Wort vom Abwertungswettlauf die Runde, der sich zum Szenario eines globalen Handelskrieges gesellen könnte. Auf eine prestigeträchtige starke Währung legt selbst ein Donald Trump derzeit keinen Wert. Anleger haben vor diesem Hintergrund kaum Alternativen zu Aktien und Immobilien. Entsprechend zeigen sich die Märkte trotz angespannter Weltlage robust. Was im Übrigen auch für britische Aktien gilt, wo der FTSE 100 seit Jahresbeginn rund zehn Prozent im Plus liegt. Dabei leisten sich die britischen Konservativen gerade den Luxus, nur mit sich selbst beschäftigt zu sein und das Vereinigte Königreich mit Blick auf den Brexit weiterhin im Ungewissen zu lassen.

Dass die Regierungspartei wochenlang einen neuen Vorsitzenden und Premierminister sucht, ist ganz und gar nicht im Sinne von EU-Ratspräsident Donald Tusk, der London nach dem Brexit-Aufschub vom April dazu aufforderte, die gewonnene Zeit nicht zu verschwenden. Die Märkte scheint jedoch kaum zu bekümmern, dass die beiden verbliebenen Kandidaten Boris Johnson und Jeremy Hunt unverändert, wenn auch in unterschiedlicher Schärfe, einem EU-Austritt ohne Abkommen das Wort reden.

Möglicherweise kalkuliert man sehr nüchtern, dass selbst der vermeintliche Brexit-Hardliner Johnson als Premier mit derselben Parlaments­arithmetik konfrontiert werden würde wie Theresa May. So ist im Unterhaus keine Mehrheit für einen No-Deal-Brexit zu erkennen. Johnson könnte aber eher als die Ex-Premierministerin May oder sein Konkurrent Hunt in der Lage sein, eine Wende hin zu einem sanfteren EU-Ausstieg durchzusetzen. Schließlich hat er unter Leave-Enthusiasten nicht den "Makel", ein gewendeter Remainer zu sein.

Zunächst musste sich Johnson jedoch von Mark Carney, dem Chef der britischen Notenbank, belehren lassen: Zölle auf britische Exporte in die EU würden sich in einem No-Deal-Szenario nicht vermeiden lassen. Auf Artikel 24 des Zoll- und Handelsabkommens GATT werde man sich, anders als vom Ex-Außenminister postuliert, nicht berufen können. Für viele Branchen, und besonders die Landwirtschaft des Vereinigten Königreichs, wären dies bedrohliche Aussichten.

Positiver sind indes die Perspektiven der Anbieter nachhaltiger Geldanlagen. Der im Juni vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) vorgelegte Marktbericht zeigt für 2018 in Deutschland ein beschleunigtes Wachstum. Demnach legten nachhaltige Investmentfonds im vergangenen Jahr um 41 Milliarden Euro oder 45 Prozent auf ein Volumen von 133,5 Milliarden Euro zu. Da der Gesamtmarkt schrumpfte, stieg ihr Anteil auf bereits 4,5 Prozent.

Getragen wird der Markt von institutionellen Investoren, die mit 48 Prozent gegenüber elf Prozent bei privaten Anlegern 2018 auch beim Wachstum weiter deutlich vorn lagen. Eine wichtige Rolle spielen hier kirchliche Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen. Doch Versicherungen, Stiftungen und Pensionsfonds legen gleichfalls immer häufiger Umwelt-, Sozial- und Governance-Krite­rien an.