Im Mai kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 0,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte und damit eine Schätzung von Anfang Juni bekräftigte. Die Inflation zog den vierten Monat in Folge an, da Dienstleistungen, Mieten und Nahrungsmittel die Verbraucher mehr belasteten. Benzin und Heizöl verbilligte sich zudem nicht mehr ganz so stark.

"UNS DROHT KEINE DEFLATION MEHR"



Im Januar waren die Preise noch um 0,3 Prozent und damit erstmals seit der Weltwirtschaftskrise 2009 gefallen. Dies hatte Sorgen vor einer Deflation geschürt, also einem konjunkturschädlichen Preisverfall auf breiter Front. Die Europäische Zentralbank spricht nur bei Werten von knapp zwei Prozent von stabilen Preisen. "Uns droht jetzt kein Deflation mehr", sagte Konjunkturexperte Uwe Dürkop von der Berliner Sparkasse und betonte: "Die hartnäckige Niedriginflation ist aber noch nicht besiegt." In den nächsten Monaten dürften sich die Verbraucherpreise eher kaum verändern. "Einen deutlichen Anstieg erwarte ich erst im Januar und Dezember."

Dürkop geht wie andere Fachleute davon aus, dass die Inflationsrate zum Jahreswechsel in Richtung zwei Prozent steigt. Zum einen dürften die Energiepreise ab der Jahresmitte stärker zulegen, zum anderen dürften viele Unternehmen wegen des neuen Mindestlohns von 8,50 Euro ihre höheren Personalkosten auf die Kunden abwälzen. Noch entlastet die Energie die Verbraucher, auch wenn sich der Preisrückgang seit Jahresanfang allmählich abschwächt. Heizen war im Mai rund 17 Prozent günstiger als vor einem Jahr, Tanken verbilligte sich gut sechs Prozent. Klammert man Energie aus, dann liegt die gesamte Inflationsrate spürbar höher bei 1,3 Prozent. Nahrungsmittel verteuerten sich um 1,4 Prozent - Gemüse um neun und Obst um fast sechs Prozent. Milchprodukte hingegen waren rund fünf Prozent günstiger.

Reuters