Wer nach besonders strengen Regeln nachhaltig anlegen will, muss in Artikel-9-Fonds investieren. Was die Lieblingsaktien der grünen Fondsmanager sind, welche Unternehmen überraschend zu den Top Ten gehören. Von Carl Batisweiler

Gleich vorweg: Wenn es um Nachhaltigkeit im Fonds-Portfolio geht, ist das Papier des Software-Konzerns Microsoft der absolute Liebling der Manager. „Die Technologieaktie gehört in 22 Prozent der ausgewerteten Fonds zu den zehn am höchsten gewichteten Aktien, in 71 Produkten kommt sie im Schnitt auf ein Gewicht von 4,48 Prozent“, sagt Jan Tachtler vom Kapitalmarktanalysten HQ Trust, der für seine neue Studie die Top-Ten-Holdings von insgesamt 312 Artikel-9-Fonds ausgewertet hat, für welche die strengsten Nachhaltigkeitskriterien gelten. Ermittelt wurden dabei die zehn Aktien, die in den meisten Produkten vertreten sind, sowie ihre durchschnittliche Gewichtung im jeweiligen Fonds oder ETF.

Medizintechnik und Müll

In 17 Prozent der grünen der Fonds befinden sich die Aktien des französischen Elektrotechnik-Konzerns Schneider Electric und des dänischen Pharmaunternehmens Novo Nordisc. ASML aus den Niederlanden, die Lithographiesysteme für die Halbleiterindustrie herstellen, sind immerhin noch in 15 Prozent der Top-Ten-Holdings vertreten. Dank der Kombination aus umweltverträglichem Geschäft und attraktiver Beurteilung der Aktie zählen auch folgende Werte zu den beliebtesten Positionen in den grünen Fonds: Der Gesundheitsdienstleister UnitedHealth aus den USA, der Schweizer Pharmakonzern Roche, Thermo Fisher Scientific aus der Branche Biotechnologie und Labortechnik. Der Abfallentsorger Waste Management darf sich das grüne Mäntelchen umhängen, weil unter anderem Gase aus den Mülldeponien zur Energiegewinnung genutzt werden. Der Mischkonzern Danaher, unter anderem in der Medizintechnik tätig, ist ebenso wie der Elektroautohersteller Tesla auch ein Spitzenwert in grünen Portfolios.

Anlegern droht Klumpenrisiko

Tachtler, Co-Portfoliomanager des Fonds HQT Megatrends, verglich die Ergebnisse der Untersuchung auch mit dem marktbreiten Aktienindex MSCI ACWI und stellte fest, dass immerhin drei Unternehmen in den Top Ten des Index mit den Top-Positionen in den Nachhaltigkeits-Fonds übereinstimmen – Microsoft, Tesla und UnitedHealth. Darin sieht er auch ein gewisses Risiko: „Anleger sollten sich vor dem Kauf solcher Produkte deren Zusammensetzung genau anschauen: Hier besteht die Gefahr, sich überraschende Klumpenrisiken einzufangen.“

Artikel 9-Fonds müssen eine EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor erfüllen. Artikel 9 fordert, dass ein Fonds mindestens ein bestimmtes Nachhaltigkeitsziel verfolgt und dabei keinen „signifikanten Schaden“ anrichtet. Weil die EU-Bürokraten den signifikanten Schaden aber noch nicht genau definiert haben, bleibt es einstweilen jedem Fonds selbst überlassen, welche Unternehmen im Portfolio diese Ansprüche erfüllen.

Werte wie Microsoft sind übrigens auch im BÖRSE ONLINE "Stabile Werte Index" enthalten. Durch den Krieg in der Ukraine, die galoppierende Geldentwertung und die damit verbundene Zinswende sind Investitionen am Aktienmarkt deutlich riskanter geworden. Es gibt aber auch Unternehmen, die in solchen Phasen profitieren oder deren Geschäftstätigkeit zumindest nicht beeinträchtigt wird. 

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