Ihr Aussehen galt über Jahrzehnte als das wohl bestgehütete Geheimnis der Deutschen Bundesbank. Gemeint sind DM-Scheine, die sich um Aussehen von den regulären und im Umlauf befindlichen Exemplaren deutlich unterscheiden und als Ersatzgeld für den Notfall vorgehsehen waren.

Gedruckt wurden von 1961 bis 1965 zwei getrennte Ausgaben: eine für Westdeutschland mit den Nennwerten von 10 bis 100 DM, und eine für Westberlin in den Wertstufen von 5 bis 100 DM. Die Ersatzbanknoten trugen zwar die gleichen Kopfbildnisse wie die offizielle Umlaufserie und die analogen Farbstufen, hatten aber ansonsten eine völlig unterschiedliche grafische Gestaltung.

Warum gab es diese Banknoten? Von der Bundesbank sind dazu auch heute noch nur sehr dürre Informationen zu bekommen. Im Internet ist lediglich zu lesen: "Die Ersatznoten sollten im falle eines erhöhten, den Notenumlauf bedrohenden Fälschungsaufkommens zum Einsatz kommen." Konkreteres sei aus den enthaltenen Aktien nicht zu entnehmen, erklärt eine Sprecherin, mehr wolle man dazu auch nicht sagen. Immerhin hat die Bundesbank im Jahr 2011 erstmals Abbildungen der Scheine veröffentlicht.

Der Geldexperte und Fachbuchautor Karlheinz Walz ist sich jahrzehntelangen Recherchen sicher: "Man stelle sich vor, dass der Ostblock versuchen könnte, die DM durch Falschgeld zu stabilisieren. In diesem Falle hätte man die umlaufenden Scheine für ungültig erklären und die Ersatzserien ausgeben können." Für die These spreche auch, dass eine eigene Berlin-Ausgabe existierte. Offensichtlich fürchtete man eine Abschnürung des Gebiets - analog zur Berlin-Blockade 1948/49 und dem Mauerbau 1961. "Die Berlin-Serie war vermutlich in Tresoren der damaligen Landeszentralbank gelagert", sagt Walz. Die Serie für Westdeutschland barg ein Bunker der Bundesbank in Cochem an der Mosel.

1988 wurde beschlossen, sämtliche Ersatzscheine zu vernichten. "Sie haben den Anforderungen an die modernen Techniken der Fälschungssicherheit und Automatenfähigkeit nicht mehr genügt." Ein Neudruck wurde aus Kostengründen und wegen der Entspannung im Ost-West-Konflikt verworfen.

Kurz nach der Wende verkaufte die Bundesbank den Bunker in Cochem. Nach mehreren Eigentümerwechseln gehört sie seit 2014 einem Busunternehmer-Ehepaar. Die beiden haben den denkmalgeschützten Bunker in ein Museum verwandelt, der seit kurzem für Führungen geöffnet ist. Außerdem sind zwei Häuser, die zur Tarnung des Geländes dienten, zu einem Hotel umgebaut. Das eröffnet am Sonntag, den 1. Mai.