Trotzdem wachsen die Kreditmärkte weiter kräftig. Mit 6,3 Prozent fiel der Anstieg der Unternehmenskredite in Deutschland zuletzt so hoch wie seit 2008 nicht mehr aus. Und auch die privaten Wohnungsbaukredite konnten ihr Wachstumstempo auf 4,8 Prozent beschleunigen. Im Euroraum zählen Frankreich und Deutschland zu den Wachstumslokomotiven. Die Kreditvolumina in Italien wuchsen nur unterdurchschnittlich und die in Spanien gar schwach. Dafür konnten weitere Fortschritte beim Abbau "fauler Kredite" verzeichnet werden, auch wenn die Quote in Italien mit 8,2 Prozent immer noch viel zu hoch ist.
Trotz hoher Nachfrage und kräftig wachsender Bestände sind die Märkte für Unternehmenskredite und private Wohnungsbaukredite in Deutschland weiterhin durch intensive Konkurrenz gekennzeichnet. Im Rahmen des Bank Lending Survey der EZB berichten deutsche Banken seit Jahren über immer neue Verengungen der Margen im Geschäft mit Unternehmenskrediten und mit privaten Wohnungsbaukrediten. In beiden Geschäftsfeldern dominiert der intensive Wettbewerb als Begründung für die unbefriedigende Margenentwicklung.
Zu den Antriebskräften der Verschärfung des Wettbewerbs im Bankensektor zählen technischer Fortschritt in Form der Digitalisierung sowie extrem niedrige Zinsen. Die wachsende Konkurrenz macht sich vor allem im Firmenkundengeschäft und im Bereich Kontoführung/Zahlungsverkehr bemerkbar, weniger im Einlagengeschäft. Weil im Bankgeschäft nur sehr eingeschränkt Produktdifferenzierungen möglich sind, wird der Wettbewerb hauptsächlich über die Konditionen ausgetragen. Das erhöht den Druck auf die Margen.
Der hohe Druck auf die Margen bleibt nicht folgenlos. Die Institute treiben Programme zur Kostensenkungen voran. Dabei steht vor allem der Abbau von Überkapazitäten im Filialnetz und Back Office im Vordergrund. Aber man versucht natürlich insgesamt die Effizienz zu steigern.
Daneben ist die Konsolidierung des Bankenmarktes ebenfalls eine Reaktion auf den hohen Margendruck. Vor allem im genossenschaftlichen Sektor kann man hier eine hohe Dynamik beobachten. Grenzüberschreitende Übernahmen finden dagegen nicht statt. Dies liegt zum einem an den unterschiedlichen gesetzlichen Rahmenbedingen. Zum anderen aber auch an den relativ geringen Marktanteilen in Deutschland von potentiellen Übernahmekandidaten. Dies und die hohen Risiken, die mit einer solchen Übernahme einhergehen, machen den deutschen Bankensektor für ausländische Institute unattraktiv und teuer.
Stefan Bielmeier ist Chefvolkswirt der DZ-Bank.