"Es ist klar, dass die Gefahr einer Ansteckung oder eines Zweitrundeneffekts besteht, aber das wird von der Schwere des Konflikts abhängen und von der Schwere der Vergeltungsmaßnahmen, falls es einen Konflikt gibt", sagte er im Interview der Nachrichtenagentur Reuters.
Wie die US-Bank JP Morgan unlängst ausführte, würden vor allem europäische Banken mit Tochterfirmen in Russland Sanktionen zu spüren bekommen. JP Morgan nannte eine Reihe von Instituten mit beachtlichem Engagement in Russland, darunter die italienische Großbank UniCredit, die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI), Societe Generale aus Frankreich und die niederländische ING.
RBI erklärte, im Falle einer Eskalation würden Krisenpläne in Kraft treten, die die Bank in den vergangenen Wochen vorbereitet habe. Das Bankhaus mit Sitz in Wien ist sowohl in der Ukraine als auch in Russland aktiv. Das niederländische Bankhaus ING, das ebenfalls in Russland präsent ist, teilte mit: "Ein weiter eskalierender Konflikt könnte erhebliche negative Folgen haben."
Unter Europas Banken stechen insbesondere Geldhäuser in Italien und Frankreich hervor mit jeweils ausstehenden Forderungen in Russland von rund 25 Milliarden Dollar im dritten Quartal 2021 nach Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Die Forderungen österreichischer Institute in Russland lagen danach zu diesem Zeitpunkt bei 17,5 Milliarden Dollar.
DEUTSCHE BANKEN FORDERN FÜR PRÄZISE VORGABEN
Die deutsche Bankenbranche fordert im Fall neuer Sanktionen gegen Russland klare und unmissverständliche Vorgaben. "Für die Banken ist entscheidend, dass Sanktionen hinreichend präzise und eindeutig formuliert sind, das heißt keine Auslegungsfragen offenlassen", erklärte eine Sprecherin des Bankenverbandes BdB. Bis bei den Sanktionen Klarheit herrscht, bleiben die Institute aber weiter im Ungewissen. "Wir beobachten die Lage", hieß es beim Europäischen Bankenverband (EBF) in Brüssel.
Die Europäische Union (EU) will noch an diesem Dienstag nach dem Treffen der Außenminister der EU-Mitgliedstaaten ein erstes Paket von Maßnahmen vorlegen. Dies kündigten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel an. Die Strafmaßnahmen würden sich gegen jene richten, die an der Entscheidung zur Anerkennung der Unabhängigkeit der Rebellenregionen in der Ost-Ukraine beteiligt gewesen seien. Betroffen seien auch Banken, die russische Unternehmen in diesen Regionen finanzierten.
rtr