Evergrande hat Schulden von mehr als 300 Milliarden US-Dollar (266 Mrd Euro) angehäuft, zumeist unter heimischen Investoren. Der Aktienkurs des Immobilienentwicklers war im vergangenen Jahr um nahezu 90 Prozent eingebrochen.
Schon seit geraumer Zeit gibt es Sorgen um die Zahlungsfähigkeit von Evergrande. Für das Unternehmen standen etwa vergangenen Dienstag Zinszahlungen auf ausländische Anleihen in Höhe von 255 Millionen US-Dollar aus, wobei noch eine marktübliche Nachfrist gilt.
Laut chinesischen Berichten vom Samstag wurde Evergrande zudem von den Behörden angewiesen, ein riesiges Wohnprojekt mit insgesamt 39 Apartmentgebäuden auf der südchinesischen Insel Hainan innerhalb von zehn Tagen abzureißen. Das Immobilienprojekt, das sich auf einer Gesamtfläche von knapp 435 000 Quadratmetern erstrecken soll, wurde demnach illegal errichtet.
Zuletzt stufte neben Fitch auch Standard & Poor's (S&P) als zweite internationale Rating-Agentur die Kreditwürdigkeit von Evergrande herunter - auf Kreditausfall in einigen Bereichen und damit eine Stufe vor dem kompletten Zahlungsausfall. Kurz zuvor hatte der Immobilienentwickler mit Sitz in Shenzhen selbst eine Warnung herausgegeben, dass man bei der derzeitigen Finanzlage keine Garantie übernehmen könne, sämtlichen ausstehenden Verpflichtungen zeitgerecht nachzukommen.
Gleichzeitig gerieten im Zuge der Evergrande-Krise weitere chinesische Immobilienunternehmen in Schieflage. Im Dezember fielen die Aktienkurse der führenden Firmen der Branche auf das niedrigste Niveau seit fünf Jahren. Der strauchelnde Konzern Kaisa etwa holte externe Berater an Bord, um sich aus seiner schwierigen Lage zu befreien. Der Konzern Sunac litt zuletzt ebenfalls unter den einbrechenden Aktienkursen.
Dass der lange boomende Markt einen nachhaltigen Dämpfer erleidet, belegt auch eine von der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua publizierte Umfrage der chinesischen Zentralbank. Demnach gehen knapp 57 Prozent aller Chinesen davon aus, dass die Immobilienpreise im ersten Quartal 2022 unverändert bleiben, weitere 15,2 Prozent erwarten einen Rückgang. "Es ist ziemlich klar, dass 2021 das Vertrauen in die ständig steigenden Immobilienpreise gebrochen hat", kommentierte Michael Pettis, Ökonom an der Peking University.
dpa-AFX