"Die Inflationsdynamik ist außerdem spürbar schwächer als wir im Dezember erwartet haben", sagte Draghi am Montag vor dem Europaparlament in Straßburg. Eine der Hauptursachen dafür sei der erneute Ölpreisverfall. Das zusammen mit einem geringer als erwarteten Wachstum bei den Löhnen machten eine sorgfältige Analyse erforderlich.

Draghi hatte nach der jüngsten Ratssitzung im Januar seine Bereitschaft für eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik im März signalisiert. Der EZB-Präsident wies vor den Europa-Abgeordneten erneut darauf hin, dass den Währungshütern dann neue Inflations- und Konjunkturprognosen der Notenbank-Experten zur Verfügung stünden. Derzeit liegt die Teuerung im Währungsraum meilenweit vom Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) entfernt. Während die EZB als optimalen Wert für die Wirtschaft mittelfristig knapp unter zwei Prozent Inflation anstrebt, waren im Januar die Preise wegen des Ölpreisverfalls lediglich um 0,4 Prozent gestiegen.

Die Wachstumsaussichten in den Industriestaaten würden sich zwar langsam verbessern, sagte Draghi. "Aber die Aussichten für die Schwellenländer sind gedämpfter. Insgesamt ist das Wachstum niedrig im historischen Vergleich." Der Italiener bekräftigte in diesem Zusammenhang, die EZB sei willens ihren Beitrag zu leisten, damit die Erholung auf Kurs bleibe. Ohne die Geldpolitik der Zentralbank wäre die Euro-Zone im vergangenen Jahr in eine Deflation gerutscht - eine gefährliche Abwärtsspirale aus fallenden Preisen rückläufigen Löhnen und Investitionen, die eine Wirtschaft lange Zeit bremsen kann. "Das Wachstum wäre erheblich niedriger ausgefallen."