Dennoch heißt es darin: "Sorgen über das Risiko wurden zum Ausdruck gebracht, dass der Wechselkurs in der Zukunft überschießen könnte." Der Euro hat seit Jahresanfang bis zu der Zinssitzung mehr als elf Prozent zum Dollar zugelegt. Ein starker Euro macht Waren hiesiger Firmen auf dem Weltmarkt teurer und verschlechtert dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Die Finanzmärkte reagierten sofort auf die ungewöhnlich deutlichen Aussagen der EZB. Die Gemeinschaftswährung fiel zeitweise mit 1,1662 Dollar auf ein Drei-Wochen-Tief. "Das war eine klare verbale Intervention der EZB. Damit unterstützt die EZB die exportabhängige Wirtschaft der Euro-Zone," erklärte Thomas Altmann, Fondsmanager vom Brokerhaus QC Partners. Die deutsche Wirtschaft profitiere besonders, wenn der Euro schwächele. Marktanalyst Simon Derrick vom Vermögensverwalter BNY Mellon ergänzte: "Die Wahrheit ist, dass die EZB sich gewiss mehr Sorgen macht, als der Markt das bislang vermutet hat."

Die Wirtschaft der Euro-Zone war im zweiten Quartal um 0,6 Prozent gewachsen. Damit fiel das Plus genauso kräftig aus wie in den USA, die sich konjunkturell wesentlich früher von den Folgen der weltweiten Finanzkrise erholt hatten. In Deutschland, der größten Volkswirtschaft des Währungsraums, erwies sich allerdings der Außenhandel eher als Wachstumsbremse. Dabei spielte auch der Euro-Höhenflug eine Rolle.

Vor einer Kursänderung schreckt die Euro-Notenbank weiterhin zurück. Die Inflationsdynamik sei nur verhalten und es bestünden immer noch erhebliche Unsicherheiten. Geduld sei angebracht, bis die Teuerung stärker anziehen werde. Sie war im Juli immer noch deutlich hinter dem Ziel der EZB zurückgeblieben. Trotz der ultra-lockeren Geldpolitik nahmen die Verbraucherpreise nur um 1,3 Prozent zu. Damit fiel der Preisanstieg genau so schwach aus wie im Juni. Die EZB strebt als optimalen Wert für die Wirtschaft knapp zwei Prozent an, verfehlt dieses Ziel aber seit langem.

Die Euro-Wächter wollen daher besonders vorsichtig agieren, was auch für ihre Kommunikation mit den Finanzmärkten gilt. "Es wurde generell zu diesem Zeitpunkt als höchst bedeutsam angesehen, Signale zu vermeiden, die überinterpretiert werden und sich als voreilig erweisen könnten", hieß es in den Protokollen weiter. Notenbank-Chef Mario Draghi hatte zuletzt angekündigt, dass der EZB-Rat im Herbst über die Zukunft der billionenschweren Anleihenkäufe diskutieren wird. Experten gehen davon aus, dass die Notenbank - sollten Konjunktur und Inflation mitspielen - ab Januar 2018 die vor allem in Deutschland umstrittenen Transaktionen verringern könnte.

rtr