Das Volumen von derzeit monatlich 120 Milliarden Dollar soll ab Mitte November um 15 Milliarden Dollar sinken. Sie steuern diesen als Tapering bekannten Sinkflug jedoch nicht gänzlich per Autopilot. Die Fed behält sich je nach Wirtschaftlage vor, das als angemessen bezeichnete Tempo bei Bedarf zu erhöhen oder zu verringern. Die US-Aktienmärkte reagierten auf den Abschied auf Raten vom Krisenmodus mit einem Kursfeuerwerk. An der Wall Street stiegen der breit gefasste S&P 500, der Technologie-Index Nasdaq und der Dow Jones der Standardwerte auf Rekordstände.

Das allmähliche Zudrehen des Geldhahns markiert zugleich eine geldpolitische Trendwende, nachdem die Notenbank ab März 2020 im Kampf gegen die Pandemiekrise die Geldschleusen sperrangelweit geöffnet hatte. Das Ende der Zukäufe, das Mitte nächsten Jahres erreicht sein könnte, gilt zugleich als Voraussetzung für eine Zinserhöhung. Darüber sei auf der Sitzung aber nicht gesprochen worden, betonte Powell. Derzeit liegt der Leitzins in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Doch dem Ende des Taperings könnte bereits im Juli 2022 eine geldpolitische Straffung auf dem Fuß folgen, wie an den Märkten spekuliert wurde.

Der Fed zuvorkommen dürfte jedoch die britische Notenbank, die Marktspekulationen zufolge bereits am Donnerstag den Leitzins von derzeit 0,1 Prozent anheben könnte. Die EZB will sich hingegen erklärtermaßen mit einem solchen Schritt noch länger Zeit lassen: Präsidentin Christine Lagarde erklärte, derzeit sei aller Voraussicht nach nicht mit einer Zinserhöhung im kommenden Jahr zu rechnen.

"Es ist nicht verwunderlich, dass die Fed lange vor der EZB mit einer Straffung ihrer Geldpolitik beginnt", sagte ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann. Die konjunkturelle Erholung der USA sei weiter fortgeschritten, außerdem sei die Fiskalpolitik noch expansiver als in Europa.

Die US-Währungshüter hatten bereits im September signalisiert, dass sie 2022 eine Erhöhung ins Auge fassen könnten. Die Notenbank hatte zugleich substanzielle Fortschritte auf dem Jobmarkt zur Voraussetzung für eine Verringerung ihrer Anleihenkäufe gemacht. Der Stellenaufbau hat sich im Oktober überraschend beschleunigt, wie aus der Umfrage des Personaldienstleisters ADP hervorgeht. Unter dem Strich schuf die Privatwirtschaft 571.000 neue Jobs. Powell sagte, es liege im Bereich des Möglichen, dass nach den massiven Jobverlusten in der Pandemie bereits Mitte nächsten Jahres wieder Vollbeschäftigung erreicht sei. Die Fed erwarte zudem im laufenden Jahr ein starkes Wirtschaftswachstum.

"FED DURCH INFLATION UNTER ZUGZWANG"


Die Fed gab den Startschuss für das Tapering nun auch vor dem Hintergrund der rasant steigenden Inflation, die an der Kaufkraft der Verbraucher nagt. Im September kletterte die Teuerungsrate auf 5,4 Prozent und damit weit über das Ziel der Fed von zwei Prozent hinaus. Dies habe die Fed unter Zugzwang gesetzt, erklärte Chefvolkswirt Thorsten Polleit von Degussa Goldhandel: "Sie musste wohl ein Zeichen des Vertrauens setzen, dass sie die Preisinflation nun bekämpfen will."

Die Notenbank geht davon aus, dass der mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft nach der Corona-Krise zusammenhängende Anstieg der Teuerung vorübergehend ist: "Während die Pandemie abklingt, werden Lieferkettenprobleme nachlassen und der Stellenaufbau wird anziehen", sagte Powell. Und dann werde auch die Inflation von dem derzeit hohen Niveau wieder herunterkommen: "Der Zeitplan dafür ist allerdings sehr unsicher", räumte er ein.

Die von der Fed geschaffene Geldflut bleibe allerdings einer der wichtigsten Inflationstreiber, sagte Axel Angermann, Chef-Volkswirt der FERI-Gruppe. Er verweist darauf, dass die Bilanzsumme der Fed trotz des Einstiegs ins Tapering bis zum Sommer 2022 auf mehr als das Doppelte des Niveaus von vor der Corona-Pandemie anschwellen werde. Als die Fed das Anleihenprogramm auflegte, lag die Bilanzsumme bei 4,4 Billionen - mittlerweile bei 8,6 Billionen Dollar. Bis Mitte nächsten Jahres wird sie voraussichtlich die Neun-Billionen-Marke knacken. (Reporter: Howard Schneider, Reinhard Becker, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung.

rtr