Über den Grund für El-Erians Abschied wurde auch am Tag danach gerätselt. "Wir wissen noch nicht, welche Folgen das haben wird - aber dass es Folgen haben wird, ist klar", sagte Jeff Tjornehoj von der Reuters-Fondsanalyse-Tochter Lipper. An der Börse wurde der Rücktritt als Grund dafür genannt, dass die Allianz-Aktie zwei Prozent nachgab und damit einer der größten Verlierer im Leitindex Dax war. Pimco verwaltet nicht nur einen Großteil der Finanzanlagen seiner Muttergesellschaft, des Münchener Versicherers Allianz, sondern erwirtschaftet auch einen Gutteil des Gewinns. Drei Milliarden Euro lautete die Vorgabe für das Vermögensverwaltungs-Geschäft 2013, 30 Prozent des angepeilten operativen Gewinns des Konzerns.
EL-ERIAN BLEIBT ALS BERATER DES ALLIANZ-VORSTANDS
Auch El-Erian selbst trug nichts zur Aufklärung bei. Er habe "eine wirklich wundervolle Zeit" bei Pimco gehabt, schrieb El-Erian in einer E-Mail, die auch an die Nachrichtenagentur Reuters ging. Der Allianz soll er in anderer Funktion erhalten bleiben. El-Erian werde den Vorstand um Michael Diekmann in globalen Wirtschafts- und Politikfragen beraten, erklärte der Konzern.
Pimco hatte sich nach der milliardenschweren Übernahme durch die Allianz 1999 eine große Autonomie erhalten - auch weil die Amerikaner zuverlässig Gewinne in München ablieferten. Die Fondstochter verwaltete zuletzt fast zwei Billionen Dollar, davon 1,6 Billionen Dollar für Kunden außerhalb des Konzerns. El-Erians Nachfolger als Vorstandschef von Pimco wird der für das operative Geschäft zuständige Douglas Hodge - mit 25 Jahren im Unternehmen ein Urgestein. "Es spricht für die Stärke und Vielfalt von Pimco, dass sämtliche Positionen mit internen Kandidaten besetzt werden konnten", erklärte Allianz-Vorstand Jay Ralph. Der Münchener Versicherer habe mit El-Erians Abschied nichts zu tun, hieß es im Konzernumfeld.
Der erfolgsverwöhnte Pimco Total Return Fund hatte seit seiner Gründung 1987 acht Prozent pro Jahr abgeworfen und war damit zum Maßstab der Branche geworden. In der Finanzkrise war er stark gewachsen. Doch 2011 schrumpfte er erstmals, und im vergangenen Jahr zogen die Anleger unter dem Strich sogar 41,1 Milliarden Dollar aus dem Fonds ab, der erstmals seit 1999 Verlust erwirtschaftete. Gross hatte vor allem auf US-Staatsanleihen gesetzt. Doch sie gaben nach, weil Investoren auf eine Verringerung der milliardenschweren Anleihe-Käufe durch die US-Notenbank spekulierten.
BILL GROSS: NOCH EINMAL 40 JAHRE?
Gross hatte den ehemaligen IWF-Mitarbeiter El-Erian 2007 als Vorstandschef zu Pimco zurückgeholt, nachdem er zwei Jahre mit großem Erfolg das Stiftungsvermögen der Harvard-Universität verwaltet hatte. El-Erian war in den vergangenen Jahren immer stärker zum Gesicht von Pimco geworden. Wenn er im US-Fernsehen oder auf Konferenzen seine Einschätzungen zu Geldpolitik oder Finanzmärkten abgab, hörte die ganze Branche zu. Doch nun verwirklicht sich El-Erians Prognose, als er Reuters vor knapp zwei Jahren sagte: "Bill (Gross) wird nirgendwohin gehen. Ich mache oft Witze, dass er mich hier noch überleben wird."
Der fast 70 Jahre alte Gross, der die Pacific Investment Management Company (Pimco) 1971 im kalifornischen Newport Beach gegründet hatte, versuchte Spekulationen über seine Nachfolge mit einer Twitter-Meldung zu zerstreuen: "Pimco ist voll engagiert. Batterien 110 Prozent geladen. Ich bin für weitere 40 Jahre bereit!" Das Unternehmen stellte ihm allerdings zwei stellvertretende Chief Investment Officers zur Seite, die seit langem als Hoffnungsträger bei Pimco gelten. Andrew Balls leitet von London aus das Europa-Geschäft. Daniel Ivascyn ist für seinen Pimco Income Fund vom Analysehaus Morningstar gerade zum "Fondsmanager des Jahres" für festverzinsliche Wertpapiere in den USA gekürt worden.
Reuters