Im ersten Quartal stieg ihr Umsatz um 41,9 Prozent auf 110,3 Millionen Euro, das operative Ergebnis legt mit 9,8 Millionen Euro um 61 Prozent zu. In ihrer Jahresprognose erwarten sie hingegen deutlich niedrigere Zuwächse. Warum heben sie den Ausblick nicht an?
Im ersten Quartal haben wir die Erwartungen des Markts erneut übertroffen. Aktuell ist es aber einfach noch zu früh, die gute Entwicklung in einen angepassten Ausblick umzusetzen. Das Gros ihrer IT-Budgets vergeben Banken im zweiten Quartal, daher haben wir unsere Prognose in der Vergangenheit frühestens zum Halbjahr angepasst. Klar ist bereits jetzt, wir sind mit unserem Wachstumskurs gut unterwegs und blicken sehr zuversichtlich auf 2015.
Und wie entwickeln sich die Budgetausgaben der Banken aktuell?
Das Ausgabeverhalten hat sich im Vergleich zum ersten Quartal nicht wesentlich verändert. Wenn sich das so fortsetzt, überdenken wir unsere Prognose nach Ablauf des zweiten Quartals.
Noch stärker als ihr Umsatz ist das operative Ergebnis gestiegen. Warum?
Wir werden einfach immer effizienter. Allein im ersten Quartal haben wir 150 neue Mitarbeiter eingestellt. Bei stabilen Fixkosten wirkt sich das positiv aus: Weil wir parallel zum Umsatzanstieg Mitarbeiter aufbauen, profitieren wir so von immer stärkeren Skaleneffekten.
Gewachsen sind Sie aber durch Zukäufe ...
Wir wachsen auch organisch. Im GFT-Bereich allein 2014 um 28 Prozent und diesem Jahr erneut 21 Prozent. In unserem Geschäft läuft sehr viel über Referenzen, also erfolgreich umgesetzte IT-Projekte. Mit Übernahmen erweitern wir den Kundenstamm und beschleunigen so zusätzlich das Wachstum. Seit 2011 kaufen wir daher stark zu. Dank der Skaleneffekte steigert das auch die Marge.
Skaleneffekte im Beratergeschäft?
Sicher, mehr als acht Stunden kann unser Mitarbeiter nicht arbeiten, aber jeder neue Angestellte kostet immer weniger, da unsere Fixkostenblöcke weitgehend gleich bleiben. Die dadurch sinkenden Kosten je Mitarbeiter heben bei steigenden Umsätzen die Marge.
Welches Margenziel haben Sie?
Wir wollen gruppenweit eine Marge zwischen 13 und 14 Prozent erreichen. Aber um die Skaleneffekte auf der Fixkostenseite zu heben, brauchen wir weiteres Umsatzwachstum. Wir werden daher weiter zukaufen. Dieses Jahr steht jedoch die Integration des von uns 2014 übernommenen IT-Dienstleisters in Großbritannien, ehemals Rule Financial, im Fokus.
Wie sehr hilft Ihnen der Regulierungs-Tsunami, der derzeit über die Banken hinwegfegt?
Die Bankenwelt wird immer datenintensiver, und die Komplexität nimmt zu - das kommt GFT entgegen. In der aktuellen Situation kommen wir gleich zweimal ins Spiel. Erstens: Wir kennen die Banken - die Branche war schon immer unser Hauptkunde. Zweitens: Wir bieten genau das,
was unsere Kunden derzeit brauchen - eine kostengünstige Umsetzung der neuen Regulierungsanforderungen.
Aber Sie bieten doch IT-Dienstleistungen an, keine Rechtsberatung?
Das schon, aber die Banken setzen die steigenden Berichtsanforderungen mittels IT-Systemen um. Das ist im Kern das Übertragen großer, komplexer Datenvolumen an die Aufsichtsbehörden. In einer Zeit, in der Nullzinsen die Margen schmelzen und die Regulierung die Kosten steigen lassen, sind Partner gefragt, die dies kosteneffizient, zuverlässig und revisionssicher umsetzen.
Ist GFT einer der günstigsten Anbieter?
Das kommt darauf an, mit wem Sie uns vergleichen. Klar ist: Mit unserem Global Delivery Model garantieren wir hochwertige Beratung vor Ort und ein attraktives Kostenniveau. Im Vergleich zu einem deutschen Dienstleister bieten wir aus Spanien um 50, aus Polen um 60 und aus Brasilien um 70 Prozent günstiger an. Noch niedriger schaffen es nur die indischen Anbieter - hier liegt der Preis etwa bei einem Fünftel von dem in Deutschland.
Was Banken also heute an GFT auslagern, erbringt bald die indische Konkurrenz?
Nein, zwar gehen weltweit die großen Auftragsvolumina nach Indien, aber für die ersten Auslagerungsversuche suchen sich Banken lieber Partner in der Nähe. Für uns ist jeder Kunde ein großer Kunde, für indische Wettbewerber dagegen nur eine weitere Nummer. Wir haben unseren Platz am Markt - und der ist aktuell noch riesig. Unsere Erfahrung ist: Wer einmal erfolgreich IT-Dienstleister einer Bank ist, der bleibt es auch. Wir haben bislang noch keinen unserer Kunden wieder verloren.
Ist die Zeit der Anfänge nicht schon vorbei?
Im Gegenteil. Der Markt in Deutschland ist vielversprechend. Im größeren Stil outsourcen bisher nur wenige sehr große Banken und Versicherungen. Diese arbeiten dann mit indischen Anbietern und mit der GFT.
Wie lange können Sie die Regulierungswelle denn noch reiten?
Die wird nach unseren jetzigen Erwartungen auf Basis der bekannten Regelwerke bis ins Jahr 2017 hineinschwappen. Die Regulierungsanforderungen werden uns aber auch danach noch weiter beschäftigen; so müssen die Systeme beispielsweise kontinuierlich gewartet und verbessert werden.
Dennoch, droht dann ab 2018 nicht das Fehlen eines großen Wachstumstreibers?
Nein, denn es gibt genügend aussichtsreiche Trends in der Bankenbranche, die dann wieder in den Vordergrund rücken werden, wie etwa die Megathemen Digitalisierung und Onlinebanking. Zusätzlich hilft die Demografie unserem Geschäft.
Wie das?
Ab 2020 wird die Zahl der IT-Absolventen stark sinken. Das Gut "IT-Dienstleistung" wird damit zwangsläufig teurer. Jede Bank, die den Einkauf ihrer IT-Dienstleistungen 2025 noch nicht internationalisiert hat, wird signifikante Kostenanstiege verzeichnen.