Der Brite ist ein bekennender Value-Anleger und Nonkonformist. Er fällt schon dadurch auf, dass er meist Hawaii-Hemden trägt. Ihm macht zur Zeit Sorge, dass insbesondere der US-Markt das Risiko vollständig missachtet und so agiert, als gäbe es keinen Grund zur Sorge, auch eine v-förmige Erholung sei eingepreist. "Der US-Aktienmarkt sieht aus wie Wile E. Coyote (Zeichentrickfigur von Chuck Jones), der sich auf sicherem Terrain wähnt, während er auf den Abgrund zuläuft", so Montier. Laut dem GMO-Experten gibt es heute keine Sicherheitsmarge mehr bei US-Aktien. Daher sei der Aktienmarkt in den Vereinigten Staaten absurd.

Er betrachtet die allgemein verbreitete Annahme, dass die Fed durch ihre Maßnahmen zur Senkung der Anleiherenditen den Aktienmarkt in die Höhe treibt, skeptisch. "Bei der überwiegenden Mehrheit der QE-Programme ging es im Grunde um die Fristentransformation (Tausch langfristiger Schulden gegen sehr kurzfristige Schulden)", sagt Montier. Man könne auch nicht behaupten, dass es einen Zusammenhang zwischen QEs und den Renditen von Aktien gebe. "Tatsächlich stiegen die Anleiherenditen während jeder der drei vorangegangenen QE-Wellen tatsächlich an. Darüber hinaus sind die Renditen schon seit vielen Jahren in Europa und Japan niedrig, aber man sieht hier - anders als in den USA - keine extremen Bewertungen. Daher denke ich, dass die Erklärungen der Fed bestenfalls eine nachträgliche Erklärung für die Entwicklung des Aktienmarktes sind. Schlimmstenfalls sind sie Teil einer gefährlich falschen Erzählung, die die Stimmung und die Preise in die Höhe treiben", so Montier weiter.

"Noch nie zuvor habe ich angesichts der überwältigenden Unsicherheit einen so hoch bewerteten Markt gesehen. Heute befindet sich der US-amerikanische Aktienmarkt auf ein Nasenbluten verursachendes, extrem hohes Niveau, während die Fundamentaldaten unsicherer als je zuvor erscheinen", fasst Montier zusammen.

Auch bei den bekannten GMO-Prognosen für die Renditen der kommenden sieben Jahre sieht es für US-Aktien nicht gut aus. Demnach würden US-Large-Caps pro Jahr einen realen Verlust von 5,6 Prozent erleiden. Kumuliert wären dies rund 33,2 Prozent. Gut verdienen kann man laut GMO in den kommenden sieben Jahren nur mit Value-Werten aus den Schwellenländern. Sie sollen laut Montier real um jährlich 9,2 Prozent zulegen.