Das allgemeine Interesse an Gold-Futures - der sogenannte Open Interest - blieb in der Woche zum 9. Juni laut aktuellem Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission mit fast 475.700 offenen Kontrakte (Open Interest) praktisch unverändert. Da sowohl große Terminspekulanten (Non-Commercials) als auch kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) ihren Optimismus zurückgefahren haben, rutschte die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten auf Wochensicht von 266.600 auf 243.600 Kontrakte (-8,7 Prozent) ab, den niedrigsten Wert seit genau einem Jahr.

So haben zum Beispiel Großspekulanten ihr Long-Engagement um 18.200 Kontrakte massiv zurückgefahren und zudem ihr Short-Engagement um 2.200 Futures ausgebaut. Dies schlug sich in deren Netto-Long-Position in einem Einbruch von 229.000 auf 208.600 Futures (-8,9 Prozent) nieder. Kleinspekulanten haben ihr Long-Exposure ebenfalls zurückgefahren, was zu einem markanten Rückgang ihrer Netto-Long-Position von 37.600 auf 34.800 Kontrakte (-7,3 Prozent) geführt hat. Angesichts der corona-bedingten allgemeinwirtschaftlichen Unsicherheitsfaktoren zeigt sich der Goldpreis gegenüber der sich eintrübenden Stimmung an den Terminmärkten weiterhin relativ immun. Hierfür dürfte vor allem die starke Nachfrage im ETF-Sektor hauptverantwortlich sein, schließlich gab es allein beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares seit Ende Mai Zuflüsse von 1.123,14 auf 1.136,22 Tonnen (plus 13,08 Tonnen) zu vermelden.

Gold überzeugt durch gesunden Aufwärtstrend


Seit Mitte 2018 ging es mit dem Goldpreis in drei Schüben deutlich bergauf. Für den ersten Preisschub um 100 Dollar benötigte der Krisenschutz fast ein Jahr. Die beiden folgenden Bewegungen um über 200 Dollar erfolgten dann in wesentlich kürzeren Zeiträumen. Nun darf man gespannt sein, ob es zu einem weiteren Kurssprung kommen wird. In diesem Fall wäre dann ein neues Rekordhoch die logische Konsequenz. Derzeit kann man dem gelben Edelmetall ein hohes Eigenleben attestieren - verbunden mit einer ausgeprägten Immunität gegenüber freundlichen Aktienmärkten. Auf Sicht von zwei Jahren kann man dem Goldpreis einen intakten, ausgesprochen steilen Aufwärtstrend attestieren. Unterhalb von 1.800 Dollar sind markante charttechnische Hürden angesiedelt, deren Überwinden kein leichtes Unterfangen werden dürfte. Um massive chartinduzierte Käufe auszulösen, müsste das Edelmetall sein bisheriges Rekordhoch im Bereich von 1.900 Dollar möglichst deutlich überwinden. Der gesunde Aufwärtstrend kommt vor allem durch die langfristige 200-Tage-Linie zum Ausdruck. Aktuell übertrifft der Goldpreis diesen Trendindikator um mehr als 120 Dollar. Dessen Unterschreiten, was einem starken Verkaufssignal entspräche, kann derzeit als relativ unwahrscheinlich eingestuft werden.

Während des Corona-Crash war der physische Handel von Goldmünzen und -barren durch zwei Dinge geprägt: Hohe Prämien sowie eine eingeschränkte Lieferbarkeit. Mittlerweile hat sich die Lage weitgehend entspannt, was sich zum einen am üppigen Angebot von Kapitalanlageprodukten und deutlich gesunkenen Aufgeldern ablesen lässt. Bei Ein-Unzen-Krügerrand-Goldmünzen liegen die Prämien mit unter vier Prozent weit unter ihrem Jahreshoch im zweistelligen Prozentbereich und damit nur noch knapp über dem Vorkrisenniveau. Einige Edelmetallhändler weisen aber darauf hin, dass sich die Lieferung der Waren weiterhin verzögern kann. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte lieber eine der Filialen aufsuchen und vorrätige Goldprodukte dort erwerben, bezahlen und mitnehmen. Mittlerweile sind seriöse Edelmetallhändler deutschlandweit aktiv und damit auch in mittelgroßen Städten mit Filialen vertreten. Gut zu wissen: Noch kann man Ein-Unzen-Goldmünzen anonym kaufen und bar bezahlen. Sobald der Preis für eine Feinunze (aktuell: 1.537 Euro) über 2.000 Euro ansteigen sollte, wäre dies dann nicht mehr möglich.