Invision stellt Software für den Betrieb von Callcentern her. Mit der im Lizenzgeschäft vertriebenen Lösung haben sich die Düsseldorfer gut positioniert. Darauf wollte Invision einen Cloud-Bereich aufsetzen. Zudem wurde die Lernplattform "The Call Center School" gestartet, die auch als Cloud-Lösung konzipiert war. Durch die Wandlung sollten sich Erlöse verstetigen, die Margen ansteigen. Allerdings hat Invision die Erwartungen bisher nicht erfüllen können. Das bestätigen auch die Zahlen zum ersten Halbjahr. Die Erlöse der Cloud-Lösung Injixo legten zwar um 14 Prozent zu, im E-Learning-Bereich mussten jedoch Einbußen in Kauf genommen werden. Kein Wunder, dass sich die Aktie schwach entwickelt hat.

Nur auf den ersten Blick zu teuer



Angesichts der verhaltenen Entwicklung der Hoffnungsträger wird die Aktie ziemlich hoch bewertet. Das auf Basis der Schätzungen von BÖRSE ONLINE für 2019 ermittelte KGV beträgt mehr als 50. Wer tiefer in die Details einsteigt, erkennt, dass der Kapitalmarkt den Wert aktuell eher unterschätzt. Invision hat keine Schulden. Zudem gehört der Gesellschaft die selbst genutzte Immobilie in Düsseldorf. Deren Marktwert wird von Analysten um zehn Millionen Euro eingestuft, was rund ein Viertel des Börsenwerts ausmacht.

Im Stammgeschäft erlöste Invision 2018 rund zwölf Millionen Euro. Im ersten Halbjahr entwickelte sich das Geschäft stabil. Gerade im klassischen Vertrieb gibt es hohe Margen, die im Gesamtbild wegen des hohen Aufwands für Forschung und Entwicklung nicht zu erkennen sind. Wir rechnen damit, dass das Betriebsergebnis ohne Zusatzkosten bei über vier Millionen Euro liegen sollte. Der Wert des kompletten Cashflows beträgt dann mehr als 40 Millionen Euro. In Summe decken Substanz und Ertragswert den Börsenwert locker ab. Börsianer zahlen demnach für die Zukunftsprojekte keinen Aufpreis.

Gelingt es Invision, das Wachstum dort zu beschleunigen und wird die Trendwende in der E-Learning-Sparte eingeleitet, könnte die Aktie ein Comeback starten. Dass der Small Cap die einst ausgerufenen dreistelligen Kursziele erreicht, ist zwar unwahrscheinlich, Analysten von Warburg Research trauen der Aktie aber ein Kursziel von 31 Euro zu. Das entspricht immerhin einem Kurspotenzial von rund 50 Prozent.



In dieser Rubrik stellt BÖRSE ONLINE heiße Spezialwerte für spekulative Anleger vor. Da hohen Kurschancen in der Regel hohe Risiken gegenüber stehen, sollten Kaufaufträge limitiert und Stoppkurse beachtet werden.