"Die deutsche Wirtschaft expandiert weiter", erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die Unternehmenschefs beurteilten sowohl ihre Lage als auch ihre Geschäftsaussichten günstiger als im Vormonat.
Europas größte Volkswirtschaft profitiert derzeit von einer Art zusätzlichem Konjunkturpaket. Denn der niedrige Ölpreis drückt die Kosten vieler Firmen und sorgt für mehr Kaufkraft bei den Verbrauchern. Zudem schiebt der niedrige Euro die Exporte nach Übersee an. Viele Ökonomen trauen der Wirtschaft in diesem Jahr bis zu zwei Prozent Wachstum zu, nach 1,6 Prozent 2014. "Ich sehe derzeit nicht, dass es zu einer Überhitzung der deutschen Wirtschaft kommen könnte", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. Die Firmen steckten die internationalen Krisen besser weg. "Griechenland und Russland belasten kaum noch die Stimmung."
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EXPERTE: GLOBALE NACHFRAGE LÄUFT NICHT SO GUT
Einen stärkeren Anstieg des Barometers verhindert nach Ansicht von Ökonomen aber das gedrosselte Tempo in einigen Schwellenländern wie China. "Wermutstropfen bleibt die insgesamt schwache Weltkonjunktur", erläuterte Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. Ähnlich äußerte sich KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Denn die Unsicherheit in Europa sei weiter hoch. "Es ist bezeichnend, dass die Unternehmen abwarten und bis zuletzt wenig investiert haben."
Die Industriefirmen spüren laut Ifo allerdings klaren Aufwind und blicken deutlich optimistischer nach vorne. "Die Produktionspläne stiegen auf den höchsten Stand seit Mai 2014." Auch beim Einzel- und Großhandel hellte sich die Stimmung auf, einzig am Bau trübte sie sich leicht ein. "Der Bauboom ist noch vorhanden, schwächt sich aber ab", betonte Sinn.
rtr