Geschäftsbanken sollen kein Geld mehr horten, sondern mehr Kredite vergeben. Die Entscheidung fiel mit fünf zu vier Stimmen äußerst knapp. Ähnlich wie der EZB macht auch den Währungshütern in Tokio der drastische Verfall des Ölpreises zu schaffen, der die unerwünscht niedrige Inflationsrate drückt.

Japan gilt als gebranntes Kind, da es lange Zeit in einer deflationären Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und stockenden Investitionen gefangen war. Die BoJ geht dagegen mit viel billigem Geld vor. Die asiatischen Börsen reagierten mit Kurssprüngen auf die Entscheidung der Notenbank. Auch der Dax erhielt Auftrieb: "Es ist klar, dass sie nicht die letzte Notenbank sein wird, die in den kommenden Monaten zu solchen Maßnahmen greifen wird", sagte Analyst Craig Erlam vom Brokerhaus Oanda. Die EZB habe bereits angedeutet, dass sie die Geldpolitik im März weiter lockern könne.

Dass die BoJ neben dem massenhaften Ankauf von Anleihen nun auch auf das von der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits Mitte 2014 eingeführte Instrument eines Strafzinses setzt, gilt als Strategiewechsel: "Er ist nun das Hauptinstrument der Geldpolitik", erklärte Ökonom Daiju Aoki von UBS Securities. Der neue Wirtschaftsminister Nobuteru Ishihara lobte die Entschlossenheit der Währungshüter, die Deflation zu besiegen.

WÄHRUNGSHÜTER UNTER ZUGZWANG



Der Strafzins soll helfen, die lahmende Wirtschaft anzukurbeln und für Preisauftrieb zu sorgen. Experten verweisen darauf, dass es bei der Nachfrage nach Krediten hapert und frei werdende Gelder eher für spekulative Geschäfte als für Investitionen genutzt werden könnten. Doch die Notenbank stand unter Zugzwang: Die BoJ ist deutlich von ihrem Ziel entfernt, die Inflationsrate auf zwei Prozent zu hieven. Zuletzt lag sie in der Kernrate - also ohne die stark schwankenden Preise für frische Lebensmittel - bei 0,1 Prozent.

Die Ausgaben der Haushalte lagen im Dezember 4,4 Prozent unter dem Niveau vor Jahresfrist. Die BoJ fürchtet, dass sich durch das immer billigere Öl bei den Japanern der Eindruck breitmachen könnte, dass die Preise auf breiter Front fallen und sie ihre Käufe in der Hoffnung auf immer günstigere Schnäppchen zurückstellen.

Die Industrieproduktion sank im vergangenen Monat unterdessen mit 1,4 Prozent überraschend deutlich. Japan macht die maue Nachfrage aus Asien - insbesondere aus China - zu schaffen, wohin mehr als die Hälfte der Exporte gehen. Manche Experten haben Zweifel, ob die BoJ mit ihrer Strategie richtig liegt. Der Strafzins hat laut Ökonom Martin King vom Beratungshaus Titon Capital Advisors einen Haken: "Das ist der Versuch, mit der Brechstange für Investitionen zu sorgen. Statt Zuckerbrot gibt es nur Peitsche."

Reuters