Eine Erhöhung im kommenden Monat sei durchaus im Bereich des Möglichen, sagte sie zuletzt vor einem Kongressausschuss. Bereits nach dem jüngsten Zinsbeschluss war im Kommunique der Notenbank Fed der Dezember genannt worden. Einen solchen Wink mit dem Zaunpfahl hat es seit langem nicht mehr gegeben: Üblicherweise setzt die Fed in ihrer Kommunikation auf Nuancen und subtile Hinweise. Nun hat sie "den Hammer" ausgepackt, wie ein Fed-Beobachter sagt. Damit wolle sie ihre Botschaft verständlich machen, mit der sie zuvor nicht durchgedrungen sei.

Es deutet nun also fast alles daraufhin, dass mit der Zinserhöhung nicht mehr bis 2016 gewartet wird. Die mit den klaren Signalwörtern praktizierte 'Holzhammer-Methode' war nicht unbedingt nach dem Geschmack aller Führungsmitglieder, wie Personen berichten, die mit dem Vorgang vertraut sind. Doch letztlich hat die Notenbankchefin das Führungsgremium auf ihre Linie eingeschworen: Die Entscheidung fiel mit neun zu eins stimmen. Dass Yellen, die lange als Zauderin galt, diese Strategie durchsetzte, gilt als Erfolg ihres auf Konsens angelegten Führungsstils. Auch der Chef der Fed von St. Louis, James Bullard, lobt sie: Im Grunde sei er kein Freund einer eng am Kalender ausgerichteten Orientierungshilfe für die Märkte: "Aber die Erwartungen waren so weit ins Kraut geschossen, dass es gut war, sie wieder einzufangen."

Wie konnte es soweit kommen? Bereits für die Fed-Sitzung im September hatten viele Experten darauf getippt, dass die Notenbank die Erhöhung wagen würde. Als Yellen dann unter dem Eindruck des Börsenbebens in China doch davor zurückschreckte, setzte sich an den Finanzplätzen immer stärker die Meinung durch, dass sie noch bis nächstes Jahr warten würde. In Kommentaren war bereits von einer "Phantom-Zinserhöhung" die Rede. Obwohl die Fed-Chefin öffentlich ihre Bereitschaft zu einer Anhebung noch in diesem Jahr bekräftigte, wollten die Märkte die Botschaft offensichtlich nicht hören.

FED RÄUMT BEDENKEN AUS



Ein überraschend schwacher Stellenzuwachs im September war Wasser auf die Mühlen jener Skeptiker, die nicht mehr an eine Zinswende in diesem Jahr glaubten. Weitere Munition lieferte ihnen die Fed selbst: Aus den Protokollen der September-Sitzung lasen Experten heraus, dass die unerwünscht niedrige Inflation in den USA noch ein gehöriges Hindernis sei. Die Notenbank soll Vollbeschäftigung fördern und zudem für stabile Preise sorgen. Doch die Inflationsrate liegt deutlich unter dem Zielwert von zwei Prozent. Nun hat Yellens Stellvertreter Stanley Fischer Bedenken der Märkte zu zerstreuen versucht: Die angestrebte Marke könne rasch erreicht werden, sollten sich die Ölpreise stabilisieren und der Dollar-Anstieg gestoppt werden.

Auch die Äußerungen Yellens vor dem Kongressausschuss geben laut NordLB-Ökonom Bernd Krampen Orientierung: "Sie hat bestätigt, dass die Hürden für eine Anhebung im Dezember mittlerweile relativ niedrig sind." Die Märkte schätzen die Chancen für eine geldpolitische Straffung im Dezember auf fast 80 Prozent, wie US-Notenbanker Bullard sagt. Noch Mitte Oktober hatten sie die Wahrscheinlichkeit auf weniger als 30 Prozent taxiert.

Wie aus der Notenbank und ihrem Umfeld verlautet, fühlt sich die Fed mit dieser Einschätzung ihres Kurses wohl. Yellen hat es trotz klarer Signale dennoch verstanden, sich nicht zu stark festzulegen. Denn die Bereitschaft zur Zinswende gilt nur unter der Bedingung, dass die Wirtschaft rund läuft und somit die Aussicht besteht, dass die Preise tendenziell anziehen sowie der Arbeitsmarkt noch besser in Schwung kommt.

Für den Chef der Notenbank von San Francisco, John Williams, sind diese Bedingungen weitgehend erfüllt. Damit ist eigentlich klar, dass er eine Zinsanhebung bei der nächsten Sitzung am 15. und 16. Dezember befürwortet. Mit einer Arbeitslosenquote von 5,0 Prozent ist die Fed fast am Ziel: Vollbeschäftigung sei praktisch erreicht, so Williams Kollege Bullard: "Eigentlich geht es kaum besser."

Reuters