Eine hellblaue Jacht, dazu noch Schmuck und edle Pelze - die Wunschliste, um die sich der frivole Weihnachtshit "Santa Baby" aus den 1950er-Jahren dreht, hat es in sich. Die dahingehauchten Zeilen der US-Sängerin Eartha Kitt sind eine schöne Persiflage auf den Materialismus, mit dem wir uns üblicherweise in die besinnlichen Tage stürzen. 522 Euro planen deutsche Verbraucher laut Statistischem Bundesamt in diesem Jahr für Weihnachtsgeschenke ein - das sind fast 200 Euro mehr als vor zehn Jahren. Neben Dauerbrennern wie Kleidung, Spielzeug und Technik liegt in Deutschland besonders häufig Bares unter dem Baum. Das hatte Kitt zwar damals nicht auf dem Wunschzettel - dafür aber etwas anderes, das noch heute eine ziemlich clevere Geschenkidee ist: ein Wertpapier. Als Belohnung für ihr stets tadelloses Verhalten bat der Nachtclubstar den Weihnachtsmann nämlich auch um Anteile an einer Platinmine.
Aktien als Weihnachtsgeschenk? Das klingt ungewöhnlich, ist aber um Welten besser als das allseits beliebte Bargeld. Denn Bares ist nicht nur ein bemerkenswert unkreatives und unpersönliches Präsent, sondern verliert in Zeiten der Inflation auch deutlich an Reiz. Und ein Sparbuch, das dank Niedrigzinsen so gut wie keine Renditen bringt, wirkt ohnehin wie aus der Zeit gefallen. Am Kapitalmarkt anzulegen, ist als Alternative indessen immer beliebter geworden. Wer also über ein Depot verfügt, für den ist ein Aktiengeschenk eine gute Idee.
"Gerade Eltern und Großeltern sind oft daran interessiert, einen ETF-Sparplan für den Nachwuchs zu verschenken", berichtet Jacob Hetzel vom Onlinebroker Scalable Capital. Dafür müssen Schenker - je nach Bank - unterschiedliche Mindestbeträge investieren. Bei Scalable kann ein solches Kinderdepot entweder ab einem Einmalbetrag von 1000 Euro bespart werden oder ab monatlich 20 Euro. Wenn nun der Großvater oder die Patentante ein solches Depot im Namen des Kindes einrichten möchte, ist die Unterschrift eines Elternteils Pflicht. Zum 18. Geburtstag kann das angesparte kleine Vermögen dann ausbezahlt werden. "Einen solchen Sparplan zu schenken, ist unkompliziert und lässt sich gut pünktlich zum Weihnachts- oder Geburtstag timen", sagt Hetzel.
Mehr Schritte sind nötig, wenn man andere Erwachsene mit Aktien oder Fondsanteilen beglücken will. Möchte man dem volljährigen Bruder beispielsweise eine Apple-Aktie schenken, muss man sie zuerst selbst kaufen. Sie kostet derzeit rund 150 Euro plus Handelsgebühren, der Depotübertrag ist dafür meist kostenlos. Anschließend benötigt man die Depotnummer des Bruders, um via Online- oder Schriftformular einen Übertrag in die Wege zu leiten. Bis der Titel in seinem Depot auftaucht, kann das aber dauern - je nach Bank zwischen zwei und vier Wochen, weiß Hetzel. "Dass der Beschenkte an Heiligabend seine Banking-App öffnet und die Aktie überraschend zum perfekten Zeitpunkt vorfindet, ist eher unwahrscheinlich." Übrigens: Nicht alle Banken und Neobroker bieten Wertpapierüberträge an. Hier sollte man sich rechtzeitig informieren.
Der Fiskus sitzt mit am Gabentisch. Als Nächstes gilt es, Steuern zu vermeiden: Seit 2009 wird hierzulande auf Kapital- und Zinserträge eine Abgeltungsteuer von 25 Prozent plus Soli und gegebenenfalls Kirchensteuer erhoben. Überträgt man zum Beispiel Wertpapiere an seine Kinder, wird die Abgeltungsteuer automatisch ausgelöst. Das lässt sich aber vermeiden: "Bevor Sie die Papiere auf das Depot eines anderen übertragen, müssen Sie Ihre Bank schriftlich informieren, dass es sich um eine Schenkung handelt", sagt Rechtsanwalt und Steuerberater Helmut Cramer. Manche Anbieter wie zum Beispiel die Consorsbank fragen in ihren Formularen zum Übertrag sogar selbst ab, ob dieser eine Schenkung ist.
Bleibt das Thema Schenkungsteuer: Sie variiert je nach Verwandtschaftsgrad, Steuerklasse und Wert der Schenkung. In der Regel bleibt man bei einem Wertpapier-Weihnachtsgeschenk aber locker unter den Freibeträgen, muss also nichts an den Fiskus abdrücken. Bei Ehe- oder eingetragenen Lebenspartnern gilt ein Freibetrag von einer halben Million Euro. Bei (Stief-)Kindern bleiben Wertpapierpräsente von bis zu 400000 Euro unversteuert, bei Enkeln liegt die Grenze bei 200000 Euro. Bei allen anderen wird, egal ob Eltern, Geschwister, Partner oder Freunde, schon ab Geschenken von 20000 Euro etwas abgezwackt. Die Freibeträge lassen sich allerdings alle zehn Jahre aufs Neue nutzen.
Ob man nun Fonds, Aktien oder Anleihen verschenken möchte, spiele beim Depotübertrag keine Rolle, sagt ein Sprecher der Consorsbank: "Bei Fonds einiger Gesellschaften kann es mitunter aber länger dauern, da die Überträge direkt über die Kapitalanlagegesellschaft abgewickelt werden." Dennoch raten Experten dazu, eher Fondsanteile als Einzelaktien zu verschenken. In Fonds und ETFs sind nämlich viele Aktien enthalten. Durch diese Risikostreuung sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass man Anteile einer Firma verschenkt, die sich schlecht entwickelt und deren Aktienkurs einbricht. Dafür kann man das Präsent mit Einzelaktien vielleicht genauer auf den Beschenkten zuschneiden, etwa weil das Unternehmen seine Lieblingsmarke ist oder weil die Produkte zu seinem Alltag gehören. Ideen für solide Aktien und Fonds für fiktive Personen finden sich auf den folgenden Seiten.
Bleibt die Verpackungsfrage: Wer zum Beispiel an seine Tochter die Aktie von L’Oréal verschenkt, kann etwa den Ausdruck des Anteils in einem kleinen Schmink- oder Kosmetikset platzieren oder ihn zu einem überdimensionalen Lippenstift rollen. Hier muss aber wohl jeder selbst kreativ werden.
Anna
Anna ist 13 Jahre alt, Schülerin und engagiert sich bei Fridays for Future. Nicht nur beim geschenkten Pullover achtet die Teenagerin auf Umweltverträglichkeit und faire Produktionsbedingungen. Ihre Großeltern wollen langfristig für sie Geld anlegen, das Finanzprodukt unterm Weihnachtsbaum muss unbedingt strenge ökologische und soziale Standards einhalten. Für Anna passend: der Aktienfonds Ökoworld Klima (ISIN: LU0301152442), der für rund 130 Euro pro Anteil zu haben ist und von einem glaubwürdigen Pionier im Bereich der Ökofonds stammt. Der global anlegende Fonds investiert in Unternehmen, die im Klima- und Umweltschutz tätig sind - etwa in Bereichen wie erneuerbare Energien, Recycling, nachhaltige Landwirtschaft oder Energieeffizienz - und machte in fünf Jahren hervorragende 150 Prozent Gewinn. Eine Alternative, die vor allem bei Sparplänen gern genommen wird: der MSCI World SRI ETF, lieber von BNP als vom um- strittenen Fondsgiganten Blackrock (LU1291108642). Das "SRI" im Titel des global anlegenden Aktien-ETFs steht für vergleichsweise strenge Ausschlusskriterien, die unter anderem Kohle, Waffen, Kernkraft, Gentechnik sowie Unternehmen mit zu hohem CO²-Ausstoß betreffen. Als Einzelaktie könnte zu Anna auch Tomra Systems (NO0005668905) aus Norwegen passen. Die aussichtsreiche Aktie des Herstellers von Leergutautomaten und Sortiermaschinen, die etwa im Recycling gebraucht werden, läuft seit Jahren gut. Bei all diesen Investments ist zwar langer Atem gefragt, für Anna ist das aber kein Problem: Sie muss ohnehin noch ein paar Jahre warten, bis sie Zugriff auf ihr Depot erhält.
Ella
Ella ist gerade 18 geworden und macht bald ihr Abitur. Neben der Schule frönt sie ihrer Leidenschaft: Make-up- und Beautytrends ausprobieren - gern vor laufender Kamera. Ihre Tante hat sie dabei unterstützt, ein Depot zu eröffnen, und überlegt nun, welche Titel den Geschmack der Nichte treffen. Recht tief in die Tasche greifen muss sie für eine Aktie des Kosmetikkonzerns L’Oréal aus Frankreich (ISIN: FR0000120321), die mit gut 400 Euro zu Buche schlägt. Die Kursziele des Weltmarktführers liegen aber weit darüber, der Schönheitsmarkt wächst nämlich zusehends und schiebt auch die Aktie kräftig an. Zudem weist der solide aufgestellte Konzern, zu dem Marken wie Garnier, Maybelline Jade, Vichy oder die Parfüms von Giorgio Armani gehören, eher geringe Risiken auf. Für circa 80 Euro relativ günstig kann sie Ella auch einen Anteilschein des Berliner Fashion- und Kosmetikhändlers Zalando schenken (DE000ZAL1111). Für den Modeversand ging es zuletzt auf und ab. Zwar profitierte der DAX-Neuling von den Corona-Lockdowns samt eingeschränkter Shopping- Möglichkeiten, die Erwartungen konnte er aber nicht immer erfüllen. Analysten zufolge sieht es für die kommenden Monate aber wieder besser aus. Langfristig könnte der Titel also interessant sein. Als breiteres Investment bietet sich für Ella der Global Luxury ETF (LU1681048630) von Amundi an. Ein Anteil kostet rund 220 Euro und enthält zum Beispiel die Aktien des Luxuskonglomerats LVMH, des Modekonzerns Hermès, des Kosmetikproduzenten Estée Lauder, aber auch von Nike oder vom E-Autobauer Tesla.
Tobias
Tobias ist 24, IT-Student und leidenschaftlicher Onlinegamer. Während der Pandemie hat er, wie viele andere auch, noch einmal mehr Zeit vor PC und Konsole verbracht. Die Branche wächst, und das macht sie auch für Anleger zunehmend interessant. Statt also ein neues Spiel zu schenken, setzt sein Vater zu Weihnachten lieber auf ein passendes Wertpapier. Günstig für ihn: Nach extrem starker Entwicklung zu Beginn der Pandemie gab es Gewinnmitnahmen und Korrekturen bei vielen Titeln, die nun trotz langfristig guter Aussichten wieder günstig sind. Für unter 50 Euro bekommt er einen Anteil des Video Gaming and eSports ETFs (ISIN: IE00BYWQWR46) von VanEck Vectors. In dem Themenfonds finden sich 33 Unternehmen, die ihren Umsatz hauptsächlich mit Videospielen erzielen, darunter etwa der Spieleproduzent Activision Blizzard oder das Konsolen-Urgestein Nintendo. Bei den Einzelaktien interessant ist der US-Chip- und Grafikkartenkonzern Nvidia (US67066G10 0), der am steigenden Bedarf in der Gamingbranche verdient, aber zum Beispiel auch an die Autoindustrie liefert. Knapp 300 Euro kostet der Anteilschein. Möchte Tobias’ Vater weniger Geld ausgeben, kann er zum Beispiel die rund 100 Euro teure Sony- Aktie schenken (JP 343 500 000 9). Das japanische Unternehmen steckt hinter dem Konsolen-Liebling Playstation, wo es derzeit aber wie bei vielen Technikprodukten wegen Chipmangels Lieferschwierigkeiten gibt. Sony ist aber auch beim Video- und Musik-Streamingboom mit dabei.
David
Der 38-jährige David ist Ingenieur bei einem Automobilkonzern. E-Mobilität und Innovationen, die für eine nachhaltigere und digitale Zukunft sorgen, faszinieren den Familienvater. Das möchte seine Frau unterstützen - mit den passenden Titeln für sein Portfolio. Die Tesla-Aktie wäre ein naheliegendes Geschenk, ist ihr aber mit beinahe 1000 Euro zu teuer für eine Weihnachtsüberraschung. Nun hat sie den Electric Vehicles and Driving Technology ETF (ISIN: IE00BGL86Z12) von der Blackrock-Tochter iShares im Blick. Der ist für weniger als zehn Euro zu haben, hier kann sie also gleich mehrere Anteile erwerben. Tesla hat im erst 2019 aufgelegten ETF einen Anteil von rund drei Prozent, daneben ist er in andere Technologie- und Automobilunternehmen investiert, darunter der japanische Hybridspezialist Toyota, der chinesische Batterie- und E-Autobauer BYD, der Chip- und Grafikkartenproduzent Nvidia oder der Zulieferer Aptiv, der auf alles spezialisiert ist, was man für autonomes Fahren braucht. Eine andere Möglichkeit ist für rund 75 Euro der deutlich breiter aufgestellte World Technology Fund (LU0056508442) von Blackrock, der seit vielen Jahren mit den Riesen der Technologiebranche wie Apple, Microsoft, ASML oder Tesla verlässlich gigantische Gewinne macht. Als Einzel- aktie könnte David vielleicht die Aktien von Fanuc (JP3802400006) von seiner Frau geschenkt bekommen. Die Japaner produzieren Roboter für die Industrie. Passend, schließlich bastelt David mit seinem Sohn nicht nur an Modellautos, sondern auch immer wieder an Robotern herum.
Helmut
Helmut ist 69 und hat eigentlich alles, was er braucht. Börse macht ihm aber Spaß, er liest gern Finanzmagazine und surft auf Börsenwebseiten. Daher möchten seine Kinder dem Rentner zu Weihnachten Titel für sein Depot schenken. Fonds hat er schon einige, es kommen also nur Einzelaktien infrage. Senioren wird gern geraten, verstärkt auf sogenannte Substanzwerte zu setzen. Sie schwanken weniger als die Aktien stark wachsender Unternehmen. Schließlich wollen Menschen wie Helmut nicht im hohen Alter das Kapital verzocken, das sie eigentlich für den Lebensabend brauchen oder später ihren Kindern und Enkeln vererben wollen. Dividendenstarke Aktien sind für Helmut deshalb eine gute Idee, da sie regelmäßige Ausschüttungen versprechen. Ihre Kurse legen vielleicht nicht so dynamisch zu, dafür bleiben sie in Krisen relativ stabil. Zu den Unternehmen, die nachhaltig Gewinne erwirtschaften und ihre Aktionäre am Erfolg beteiligen, gehört der Versicherungskonzern Allianz (ISIN: DE0008404005). Er gilt als sichere Bank für Anleger und gehört regelmäßig zu den großen Dividendenzahlern im DAX. Selbst im Corona-Jahr 2020 gab es 9,60 Euro je Aktie. Aktuell kostet der Wert rund 200 Euro. Auch der Chemiekonzern BASF (DE000BASF111) gehört - selbst in Krisenzeiten - zu den soliden Dividendenzahlern. Für das Papier spricht trotz kleinerer Kursknicke in jüngerer Zeit das es sehr günstig ist, sein Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei einem guten Wert von etwa zehn. Der Kurs steht zurzeit bei rund 60 Euro, was die Aktie zu einem doppelt erschwinglichen Geschenk macht.
Leila
Die 43-jährige Leila ist Zahnärztin. Daher sammelt ihr Bruder Geschenkideen zu ihren favorisierten Themen Medizin und Biotechnologie. Ein Kandidat für Leilas Wunschliste ist die Aktie von Envista Holdings (ISIN: US29415F1049), die aktuell rund 36 Euro kostet. Das 2018 gegründete US-Medtech-Unternehmen liefert Ausrüstung für Dentallabore und Zahnarztpraxen und setzt mit seinen Implantaten und kieferorthopädischen Produkten auf den Trend in westlichen Nationen, immer mehr Geld für gute und vor allem auch schöne Zähne auszugeben. Eine Wachstums- nische! Auch spannend für Leila: Siemens Healthineers (DE000SHL1006). Die Siemens-Auskopplung bietet sowohl neue Ansätze für Labordiagnostik und Bildgebung als auch digitale Gesundheits- lösungen an - ein aufstrebender Sektor. Vor allem in der Krebstherapie will das Medizintechnik-Unternehmen wachsen, auch Zukäufe sind geplant. Zurzeit kostet die Aktie rund 65 Euro. Die sehr gute Wertentwicklung im vergangenen Jahr war zwar durch eine Sonderkonjunktur mit Corona-Schnelltests befeuert worden, Analysten raten aber weiter zum Kauf des Papiers. Ein geringeres Risiko weist der Health Care UCITS ETF (IE00BM67HK77) von Xtrackers auf, ein Anteil kostet gut 40 Euro. Im ETF findet sich ein Mix aus Gesundheits- und Pharmakonzernen, von United Health und Abbott Laboratories über Johnson & Johnson bis Roche oder Pfizer.