Der berühmteste Fußballklub der Welt steht zum Verkauf. Die Eigentümer hoffen auf einen Rekorderlös. Es gibt aber einige Probleme. Wie sich die Manchester United-Aktie hält. von Sven Parplies

Die Parole ist nicht originell, aber bei Spielen von Manchester United durchaus populär: „Liebe United, hasse die Glazers.“ Im Jahr 2005 kaufte die amerikanische Milliardärsfamilie den berühmtesten Fußballklub der Welt und ist seitdem Feindbild der Fans. Jetzt bahnt sich das Ende der vom ersten Tag an gestörten Geschäftsbeziehung an — die Glazers bereiten offenbar den Verkauf vor.

Wird Manchester United verkauft?

Man habe einen Prozess eingeleitet, um „strategische Alternativen für den Klub zu erkunden“, meldete United. Ein Verkauf ist nicht zwingend das Ergebnis dieses Prozesses, aber wohl das wahrscheinlichste der Szenarien. Die Aktie legte innerhalb von zwei Tagen über 40 Prozent zu.

Laut „Times“ spekulieren die Glazers auf einen Preis von sechs bis acht Milliarden Pfund, umgerechnet etwa sieben bis neun Milliarden Euro. Das allerdings dürfte eine sehr optimistische Kalkulation sein. Das US-Magazin „Forbes“ taxierte den Klub zuletzt auf 3,7 Milliarden Pfund.

Ein möglicher Käufer ist der britische Unternehmer Jim Ratcliffe, der durch den Chemiekonzern Ineos zu einem der reichsten Menschen Großbritanniens geworden ist und schon in der Kindheit United-Fan war. Ex-Nationalspieler David Beckham könnte sich ebenfalls beteiligen. Sogar Elon Musk hatte sich unlängst über Twitter ins Spiel gebracht, dürfte allerdings ausgelastet sein. Interesse könnte aus der arabischen Welt kommen, auch aus den USA, vielleicht sogar von Tech-Riesen wie Apple und Amazon.

Manchester United-Aktie: Verblasster Glanz

United ist kein Sanierungsfall, jedoch weit entfernt von altem Glanz. Kritiker werfen dem Eigentümer vor, Investitionen in die Infrastruktur vernachlässigt und die Mannschaft sportlich heruntergewirtschaftet zu haben. Zuletzt wurde die Qualifikation für die europäische Champions League verpasst. Selbst in der eigenen Stadt ist United hinter City sportlich nur noch die Nummer 2. Trotzdem sind die „roten Teufel“ einer der populärsten Klubs der Welt. Nach eigener Berechnung hat ManU 1,1 Milliarden Anhänger.

Sollte Manchester United wirklich verkauft werden, würden die Glazers in jedem Fall ein gutes Geschäft machen: Der Kaufpreis von 790 Millionen Pfund im Jahr 2005 wurde größtenteils über Schulden dem Klub aufgebürdet. Mehr als eine Milliarde Pfund sind laut „Financial Times“ über Schuldendienst und Dividenden abgeflossen — auch das erzürnt viele Fans. Nettoverbindlichkeiten von 515 Millionen Pfund standen zuletzt in der Bilanz. Das ist nicht die einzige Last, die ein neuer Besitzer übernehmen müsste. In das Stadion Old Trafford und wohl auch in die Mannschaft müsste viel Geld gesteckt werden.

Weitere Verkäufe von Fußballclubs könnten folgen

Problematisch für die Glazers könnte auch sein, dass ausgerechnet jetzt noch ein zweiter britischer Spitzenklub mit großer Tradition auf dem Markt ist: Die amerikanische Fenway Sports Group prüft einen Verkauf des FC Liverpool. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Wettbietens. Als Preis für den Klub des deutschen Trainers Jürgen Klopp wird laut Bloomberg eine Summe von mehr als fünf Milliarden Dollar gehandelt.

Dieser Text erschien zuerst in der Euro am Sonntag 47/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.