Die Nervosität ist zurück an der Börse. Nach dem Hexensabbat, also dem großen Verfallstag, positionieren sich viele Investoren neu, nachdem große Long- und Short-Positionen geschlossen wurden. Die Richtung, in die es geht, war zunächst eindeutig: Rund 600 Punkte ging es zum Börsenstart Anfang der Woche im DAX bergab. Nach längerer Zeit rutschte der Index wieder kräftig ab bis an die Marke von knapp 12 500 Punkten.

Mitauslöser für die Unruhe am Markt sind die stark steigenden Infektionszahlen. Auch in Europa wütet das Virus wieder. So wurden in der spanischen Hauptstadt Madrid in einigen Stadtteilen Ausgangssperren verhängt. Das Verlassen der Wohnung ist nur noch erlaubt, um arbeiten zu gehen oder notwendige Einkäufe zu tätigen. Auch Großbritannien steht wieder kurz vor einem Lockdown. Premierminister Boris Johnson: "Wir sehen die zweite Welle auf uns zukommen." In einigen Regionen auf der Insel gelten verschärfte Regeln. Erlaubt ist nur, sich in Gruppen mit sechs Personen zu treffen. Glaubt man der britischen Regenbogenpresse, fangen die Menschen schon wieder an, Hamsterkäufe in Supermärkten zu tätigen. Derweil ringen London und Brüssel um ein Nachfolgeabkommen für den Brexit. Das bisherige endet am 31. Dezember. Wie es dann weitergeht, ist noch nicht ganz klar. Aktuell deutet allerdings vieles auf einen No-Deal hin, also auf einen harten Austritt. Für die Wirtschaft und die Börse hätte das gravierende Folgen. Auch für Deutschland, denn Großbritannien ist immer noch einer der wichtigsten Handelspartner.

Wahlen in den USA rücken näher


In den USA wiederum ist es gar nicht mehr lange hin bis zur großen Wahl. Am 3. November, also in gerade mal knapp sechs Wochen, ist es so weit. Dann wird sich entscheiden, ob Donald Trump seine zweite Amtsperiode antreten darf oder ob die Demokraten unter Joe Biden ins Weiße Haus einziehen werden.

Anleger, die dazu eine klare Meinung haben, sollten sich bereits jetzt positionieren. Schafft es Trump, dürften vor allem wieder Ölkonzerne vorn liegen. Zudem könnten Industrieunternehmen in den Fokus rücken, die ihre Produktionsabläufe stark automatisieren und somit Lieferketten verkürzen. Letztlich kletterten nach dem vorigen Wahlsieg von Trump auch die Kurse von Rüstungskonzernen nach oben. Das dürfte dieses Mal nicht anders sein.

Gewinnt aber Biden, sollten sich Anleger darauf einstellen, dass diese Konzerne nicht oben auf den Gewinnerlisten zu finden sind. Er steht klar für eine Energiewende. Für den Klimaschutz stellt er ein Billionen-Dollar-Programm in Aussicht. Das könnte vor allem der dortigen Solar- und Windkraftwirtschaft Auftrieb geben. Zudem sollten Firmen profitieren, bei denen sich der CO2-Ausstoß in Grenzen hält.

Ampeln stehen noch auf grün


An den grundsätzlich positiven Vorgaben für die Aktienmärkte hat der jüngste Kursrutsch nichts geändert. So hatte die US-Notenbank angekündigt, die Zinsen über Jahre hinweg um den Nullpunkt zu halten. Sicher: An den Märkten wird es in den kommenden Wochen sehr volatil werden. Auch könnte es bei Aktien, die zuletzt immer neue Höchststände erreicht haben, zu Kursverlusten kommen. Doch jene, die sich nach dem dramatischen Kurssturz im März bis dato am schnellsten erholt haben, dürften nach den aktuellen Rücksetzern auch diejenigen sein, die bald wieder oben stehen. Allen voran Techkonzerne mit Top-Produkten, gefüllter Kasse und guter Marktstellung.