Die Märkte hängen erst einmal fest, die Korrektur hat etwas größere Ausmaße angenommen. Der Grundist recht simpel: Es fehlt an fundamentalen Triebfedern, die den Indizes über ihre star- ken Widerstände hinweghelfen könnten - der DAX kommt bislang nicht nachhaltig über 12 400/12 500 Punkte hinaus, und der Dow Jones prallt immer wieder von der 27 000er-Marke ab. Zwar ist die Bewertung an den Börsen nicht übermäßig teuer, aber eben auch nicht besonders billig.

Dazu kommt, dass die Prognosen für die Unter- nehmensgewinne zuletzt recht moderat ausfielen, Indikatoren wie der ISM- Einkaufsmanagerindex doch deutlich nachließen, andere wie der Arbeitsmarkt- bericht Licht und Schatten zeigten und damit auch nicht für bessere Laune sorgen konnten. Dennoch - und das ist wichtig - sieht es auch weiterhin und trotz der schlechteren Daten nicht nach einer anste- henden Rezession aus.

Politische Problemfelder


Es ist also gar nicht so abwegig, dass die Märkte in den folgenden Handelstagen noch etwas weiter nachlassen, bevor sie einen Boden finden. Es sei denn, es pas- siert Entscheidendes in den eher politi- schen Problemfeldern dieses Jahres. Denn da ist richtig was los.

Da wäre der Handelskonflikt. Zum Ende der Woche reist Chinas Vizeministerprä- sident Liu He nach Washington, um mit Finanzminister Steven Mnuchin und dem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer erneut über eine Einigung zu beraten. Vielleicht kommt dabei etwas heraus. US-Präsident Donald Trump ließ jeden- falls wissen, dass die Handelsgespräche nun eine wichtige Phase erreicht hätten und die Möglichkeit für einen Deal mit China bestünde. Eine baldige Einigung dürfte im Sinne von Trump sein. 2020 ist Wahljahr. Mit einer schwächelnden Wirt schaft dürfte ihm die Wiederwahl kaum gelingen.

Was eher gegen eine schnelle Lösung spricht, ist der Fall Huawei. Trotz der anstehenden Handelsgespräche steht der chinesische Technologiekonzern immer noch auf der Sanktionsliste der Amerikaner, die zudem Indien und andere Länder vor den Gefahren warnen, die von Huawei ausgehen. Zum Ärger der Chinesen.

Auch in Sachen Brexit scheint sich et- was zu tun. Die Europäische Union will offenbar bis Ende dieser Woche entscheiden, ob es eine neue Vereinbarung mit Großbritannien geben wird. Das habe der französische Präsident Emmanuel Macron dem britischen Premierminister Boris Johnson in einem Telefonat mitgeteilt, berichten britische und französische Medien. Es sei die letzte Chance, einen Brexit ohne Abkommen zu vermeiden. Allerdings ist Johnson durch ein Gesetz ver- pflichtet, eine Verlängerung zu erbitten, wenn bis zum 19. Oktober kein Deal abgeschlossen ist. Einer erneuten Fristverlängerung müssten aber auch alle 27 verbleibenden EU-Staaten zustimmen.

Gelegenheiten nutzen


Anleger sollten daher die Ruhe bewah- ren. Auch wenn die Kurse noch einmal nachgeben sollten. Denn dies könnte er- neut eine gute Gelegenheit sein, den Cash- bestand zu reduzieren und Aktien nach- zukaufen. Dass der DAX zum Monatsstart um 400 Punkte gefallen ist, passt ohnehin sehr gut ins saisonale Bild der vergange- nen zehn Jahre. Und apropos Saisonali- tät: Ab November stehen die traditionell starken Börsenmonate an, was dann auch für einen wieder steigenden Aktienmarkt spricht.